Autor: Redaktion|Veröffentlicht am 04. Dezember 2014|Aktualisiert am 21. März 2024

Wirbel um Active Surveillance beim Prostatakarzinom

DGU kritisiert voreilige Schlussfolgerungen aus HAROW-Studie  

Düsseldorf. Erstmalig wurden Daten der sogenannten HAROW-Studie auf dem Kongress der European Association of Urology (EAU) in Stockholm von der Studienleitung präsentiert. Es handelt sich um eine Registerstudie zur Behandlung des lokalisierten Prostatakarzinoms, also eine Studie zur Versorgungsforschung. Bei über 3000 registrierten Patienten werden die Krankheitsverläufe des Prostatakarzinoms dokumentiert. „Die Studie kann bislang bei sehr kurzer Nachbeobachtungszeit nicht viel mehr liefern als die Rohdaten der registrierten Patienten“, stellt Prof. Dr. Oliver Hakenberg, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), fest. Das erklärte Ziel der Studie sei es, so Prof. Hakenberg, die „defensive“ Behandlung des lokalisierten Prostatakarzinoms mit niedrigem Risiko zu propagieren, da angeblich in Deutschland zu oft unnötig operiert oder bestrahlt würde. Die Schlussfolgerungen, die in Stockholm präsentiert wurden, waren dann auch, dass in Deutschland zu wenig „defensive“ Behandlung in Form von aktiver Überwachung (Active Surveillance) erfolgte.  

Prof. Hakenberg: „Allerdings geben die bislang verfügbaren Daten der HAROW-Studie dies nicht her. Die Nachbeobachtungszeit für die registrierten Active Surveillance -Patienten ist mit 1,84 Jahren viel zu kurz, um überhaupt etwas zum Verlauf des Prostatakarzinoms aussagen zu können. Dennoch wird die Active Surveillance als sehr gute Therapieoption gelobt und gleichzeitig in der Presserklärung eine höhere Vergütung für die Urologen gefordert, die Active Surveillance durchführen.“ Was das eine mit dem anderen wissenschaftlich verbinde, bleibe unklar. 

Der DGU-Generalsekretär erklärt weiter: „Dass die Vorstellung dieser dürftigen Daten der HAROW-Studie mit großem Aufwand an Publicity durch Pressekonferenz und Pressemitteilungen der Studienleitung gestreut wurde und auch Eingang in verschiedenste Medien fand, zeigt, wie undifferenziert hier mit vermeintlichen Studienergebnissen umgegangen wird. Das erhoffte Studienergebnis sollte nicht mit dem tatsächlichen Studienergebnis gleichgesetzt werden und schon gar nicht, bevor die mehrjährige Beobachtungszeit, die notwendig ist, um überhaupt von Ergebnissen zu sprechen, auch nur annähernd erreicht ist.“ 

Kontakt:

Prof. Dr. med. Oliver Hakenberg
Universitätsklinik Rostock, Med. Fakultät
Direktor der Urologischen Klinik und Poliklinik
Ernst-Heydemann-Straße 6

18055 Rostock

Tel.: 0381 4947801

Fax: 0381 4947802

E-Mail: oliver.hakenberg@med.uni-rostock.de

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