Autor: Redaktion|Veröffentlicht am 04. Dezember 2014|Aktualisiert am 21. März 2024

Im Einklang mit der neuen Bundesregierung: Auch Urologen wollen Prävention und Früherkennung stärken

Düsseldorf, 03.01.2014. Im Koalitionsvertrag ist es festgehalten: Union und SPD wollen noch 2014 ein Präventionsgesetz verabschieden sowie Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern und die ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen bei Erwachsenen stärken. Deutschlands Urologen begrüßen diese Vorhaben ausdrücklich und sehen sich in ihrem eigenen Bestreben bestätigt, urologischen Erkrankungen aktiv vorzubeugen, sie früh zu erkennen und dadurch möglichst häufig kurativ behandeln zu können. Bereits 2012 hatten die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BvDU) mit dem „Ratgeber zur Prävention urologischer Erkrankungen“ einen Leitfaden zur Gesunderhaltung veröffentlicht. 2013 hatten sie eine umfängliche Aufklärungs-Offensive zur Früherkennung von Prostatakrebs gestartet und eine breite sachliche Diskussion in den Publikumsmedien initiieren können.  

„Wir setzen große Hoffnung darauf, diese sachorientierte Aufklärung 2014 mit Unterstützung der Gesundheitspolitik weiter ausbauen zu können“, sagt DGU-Pressesprecherin Prof. Dr. Sabine Kliesch. Das gelte besonders für Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, die bedauerlicherweise immer wieder pauschal infrage gestellt würden. „Geschieht dies, wie zum Jahreswechsel durch Deutschlands obersten Medizinprüfer Jürgen Windeler, fürchten wir eine Verunsicherung der Bevölkerung“, warnt Prof. Kliesch. Dass Prof. Dr. Windeler als Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) in dem Interview mit der „Berliner Zeitung“ Untersuchungen zur Früherkennung von Erkrankungen gar als kampagnengesteuerte Instrumente zur Durchsetzung ökonomischer Interessen der Ärzte diffamiert, stößt auch bei BvDU-Präsident Dr. Axel Schroeder auf Kritik: „Wir haben kein Verständnis dafür, dass Herr Windeler mit seinen Äußerungen alle Bemühungen seitens der Gesundheitspolitik und der Medizin um Akzeptanz und Etablierung von Vorsorgeuntersuchungen derart torpediert.“ Monetäre Interessenkonflikte weist Dr. Schroeder für die Urologen mit Blick auf die Früherkennung des Prostatakarzinoms zurück. „Angesichts einer Vergütung von 14 Euro für eine körperliche Untersuchung einschließlich des Tastbefundes der Prostata im Rahmen des EBM und rund 20 Euro für einen PSA-Test arbeiten wir Urologen bei diesen Leistungen gerade einmal kostendeckend.“ Einig sei man mit Windeler, dass die Tastuntersuchung der Prostata aus wissenschaftlicher Sicht keine ausreichende Früherkennung darstelle. In der Konsequenz dürfe man sie allerdings nicht infrage stellen, sondern müsse sie verbessern. „Genau deshalb beinhaltet die leitlinienkonforme Prostatakrebsfrüherkennung zusätzlich einen PSA-Test, der nach bisheriger Regelung allerdings nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird und daher eine Selbstzahlerleistung nach sich zieht“, so Dr. Schroeder weiter.  

Ein flächendeckendes Früherkennungsprogramm für Prostatakrebs empfehlen die Urologen nach derzeitiger Studienlage gegenwärtig nicht. Vielmehr plädieren DGU und BvDU auf Basis der gerade aktualisierten „Interdisziplinären Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms“ für einen differenzierten Einsatz einer PSA-gestützten Früherkennung. Notwendige Orientierungshilfe bei der persönlichen Entscheidung für oder gegen die Früherkennung von Prostatakrebs leisten ein Flyer sowie eine ausführliche Broschüre von DGU und BvDU, die auch vom Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. mitgetragen werden. Darin wird für Männer, die nach ausführlicher Information eine Prostatakrebsfrüherkennung wünschen, eine Tastuntersuchung mit PSA-Test empfohlen. Voraussetzung ist die Aufklärung durch den Urologen über Vor- und mögliche Nachteile einer PSA-Untersuchung. Die Empfehlung gilt für Männer die mindestens 45 Jahre alt sind und eine weitere Lebenserwartung von mindestens zehn Jahren haben. „Entscheidend ist immer die persönliche Situation des einzelnen Mannes, sein Alter, sein Gesundheitszustand, die voraussichtliche weitere Lebenserwartung, seine Einstellung zu den Lebensrisiken von Gesundheit und Krankheit und das persönliche Erkrankungsrisiko, das vier- bis fünffach erhöht ist, wenn Väter oder Brüder an Prostatakrebs erkrankt sind“, sagt DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Oliver Hakenberg und verweist auf die deutliche Abnahme der Prostatakarzinomsterblichkeit seit Einführung des PSA-Testes in den USA um 35 Prozent und in Deutschland um 20 Prozent.  

„Sachorientierte Aufklärung der Patienten, Maßnahmen der Primärprävention und Früherkennungsuntersuchungen auf der Grundlage des besten und jeweils aktuellsten medizinischen Wissens sind der richtige Weg zur Gesunderhaltung der Bevölkerung, den wir gemeinsam mit der Politik gehen wollen“, resümiert DGU-Pressesprecherin Prof. Dr. Sabine Kliesch. Allgemeine Verunsicherung zu streuen, sei dagegen kontraproduktiv.

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