Autor: Redaktion|Veröffentlicht am 04. Januar 2011|Aktualisiert am 21. März 2024

Hodenhochstand früher behandeln

Düsseldorf, 24.08.2010. Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs sind mögliche Spätfolgen des Hodenhochstands. Die Fehllage der Hoden zählt zu den häufigsten urologischen Erkrankungen von Kindern und ist deshalb auch eines der Top-Themen auf der 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) vom 22. bis 25. September 2010 im Congress Center Düsseldorf. Wichtig für Eltern und Kinderärzte: Die Behandlung soll frühzeitig eingeleitet und wenn möglich zum ersten Geburtstag abgeschlossen sein.

Im Laufe der fetalen Entwicklung wandern die männlichen Keimdrüsen durch den Leistenkanal und liegen bei der termingerechten Geburt bei den meisten Jungen im Hodensack. „Ist das nicht der Fall sprechen wir von Hodenhochstand oder Hodenfehllage, die ein- oder beidseitig auftreten kann. Es wird zwischen einem  Pendel- und Gleithoden sowie Leisten- und Bauchhoden unterschieden“, sagt Professor Dr. Raimund Stein, Vorsitzender des DGU-Arbeitskreises Kinderurologie. Störungen im Androgen-Haushalt werden hierfür verantwortlich gemacht. „Betroffen sind durchschnittlich drei Prozent der zum Termin geborenen Jungen. Je geringer das Geburtsgewicht ist, desto häufiger tritt der Hodenhochstand auf. Bei Frühchen steigt das Risiko bis auf 30 Prozent.“

Der Pendelhoden, der zum Beispiel aufgrund von Kälte zeitweise in den Leistenkanal wandert, bedarf in der Regel der Beobachtung durch den Kinderurologen. Alle anderen Hodenfehllagen sind behandlungsbedürftig, denn vor allem die höhere Temperatur im Körperinneren kann schon im zweiten Lebensjahr zu einer Schädigung der Keimzellen und eingeschränkter Fruchtbarkeit führen. Professor Stein weist darauf hin, dass: „Unbehandelt nur etwa 30 Prozent der Männer mit einseitigem Hodenhochstand ein normales Spermiogramm haben. Bei einem unbehandelten bilateralen Hodenhochstand  sind sehr oft keine Spermien vorhanden.“

Entscheidend ist die frühe Therapie. Wurde vor kurzem noch das Ende des zweiten Lebensjahres angestrebt, soll die Behandlung nach neuen Erkenntnissen vor dem Ende des ersten Lebensjahres erfolgen. „Beim Baden oder Wickeln in freundlicher und warmer Umgebung können Eltern am besten sehen, ob die Hoden im Hodensack liegen“, erklärt der Leiter der Abteilung Kinderurologie der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Zwar wandern die Keimdrüsen in manchen Fällen von selbst in den Hodensack, doch dies ist nur bis zum dritten maximal bis zum sechsten Lebensmonat zu erwarten. Danach sollte unbedingt der Kinderurologe aufgesucht werden.

In der Praxis werden allerdings noch immer nicht alle Jungen rechtzeitig einer Behandlung zugeführt. Dennoch verzeichnet Professor Stein aus persönlicher Beobachtung eine vorsichtig positive Tendenz als Folge langjähriger Aufklärungsarbeit. „Dass rund 1,5 Prozent der 4 – bis 8jährigen Jungen einen Hodenhochstand aufweisen, ist nach jüngsten Studien, nicht als Diagnose-Versäumnis, sondern als ein eigenständiges Phänomen anzusehen, bei dem der primär im Hodensack gelegene Hoden später aufsteigt“, sagt der Kinderurologe. Aufmerksamkeit ist demnach über die ersten Lebensmonate hinaus notwendig. 

Zur Behandlung im ersten Lebensjahr ist zunächst eine Hormontherapie angezeigt. Sie ist mit 20 Prozent zwar nur mäßig erfolgreich und es kommt in einem Viertel der Fälle zu einem Rezidivhodenhochstand, sie kann aber möglicherweise einen positiven Einfluss auf die Keimzellzellentwicklung haben. Bei einem operativen Eingriff ist die Erfolgsrate weit über 95 Prozent. Bei späterem Behandlungsbeginn, sollte individuell entschieden werden ob eine Hormontherapie oder eine Operation angeraten ist. „Bei rechtzeitiger Behandlung eines einseitigen Hodenhochstands scheint die Fruchtbarkeit nicht wesentlich eingeschränkt zu sein. Bei beidseitiger Fehllage ist das Risiko einer verminderten Fertilität erhöht“, so Professor Dr. Raimund Stein. 

Auch das Risiko, im späteren Leben an Hodenkrebs zu erkranken besteht nach der Behandlung des Hodenhochstands weiter. „Es ist aber deutlich vermindert, je früher die Hodenfehllage therapiert wird.“ Besonders Jugendliche und junge Männer nach Hodenfehllage sollten deshalb regelmäßig die Hoden abtasten und dabei auf Verhärtungen und Vergrößerungen achten.

Aktuelle medizinische Erkenntnisse zur Hodenfehllage werden auch auf der 62. Jahrestagung der Urologen in Düsseldorf unter der Leitung von
DGU-Präsident Professor Dr. Wolfgang Weidner in Düsseldorf dargestellt. Das Forum „Hodenhochstand“ am 23. September 2010 beleuchtet die Aspekte Fertilität und Onkologie und befasst sich aus kinderurologischer Sicht unter anderem mit modernen OP-Techniken aus dem Bereich der Schlüsselloch-Chirurgie. „Die laparoskopischen Techniken stehen bei der Operation des Bauchhodens heute an erster Stelle. Sie ermöglichen gute Operationsergebnisse und sind wenig belastend“, so Professor Dr. Stein.

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Stremelkamp 17
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Für die teilnehmendem Schüler wird es am 23.und 24. September 2010 um 9.30 Uhr auf dem Düsseldorfer Urologen-Kongress zweifellos spannend: Unter dem Motto „Werde Urologin/Urologe für einen Tag“ geht es nach einer theoretischen Einführung interaktiv mit einem Fallbeispiel zum Prostatakrebs weiter. Den Höhepunkt bildet das anschließende Simulatortraining. In mehreren Stationen lernt der angehende Nachwuchs das kleine 1x1 der Urologie kennen. Neben dem Operieren durchs Schlüsselloch darf man Nierensteine entfernen, lernt das richtige Nähen und Knoten und kann mit einer feinen Optik das Innere einer Paprika erforschen. „Üben kann man an fast allem, was der Kühlschrank zu Hause so hergibt, auch an Bananen und Gänsebeinen“, weiß Dr. med. Dr. phil. Stefan Buntrock, der gemeinsam mit Kollegen durch das zweistündige Schüler-Programm führt. Mit ihrer außergewöhnlichen Initiative tritt die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. dem Medizinermangel in Deutschland aktiv entgegen. DGU-Präsident Professor Dr. Wolfgang Weidner: „Urologen sind hoch qualifizierte und gefragte Fachärzte mit außerordentlich guten Zukunftsaussichten, denn aufgrund der demografischen Entwicklung werden urologische Erkrankungen in den nächsten Jahrzehnten noch häufiger auftreten. All das möchten wir unseren jungen Gästen in Düsseldorf vermitteln“.

Weitere Informationen:
Dr. med.  Dr. phil. Stefan Buntrock
Ärztlicher Direktor der Klinik am Kurpark, Bad Wildungen
Telefon: 05621- 702145

Weitere Informationen über die "Urology Week":
www.uroweb.org
www.urologyweek.org

Weitere DGU-Informationen:
http://www.dgu-kongress.de
http://www.urologenportal.de

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