„Verantwortung für Medizin und Umwelt“
Interview mit Prof. Susanne Krege, Präsidentin des 78. DGU-Kongresses 2026 in Düsseldorf
Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz und Zusammenarbeit sind die Leitmotive des 78. DGU-Kongresses 2026 in Düsseldorf. Präsidentin Prof. Susanne Krege erklärt im Interview, worauf sich die Teilnehmenden freuen können.
Frau Professor Krege, das Motto des kommenden Kongresses lautet „Dem Leben eine Zukunft geben“. Was bedeutet es Ihnen?
Krege: Man vergisst manchmal, dass wir in der Urologie Menschen ihr ganzes Leben begleiten. Wir kümmern uns um Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Ältere. Auf dem Kongressplakat wird das sichtbar, es zeigt die Breite unseres Faches. Urologie ist nicht auf ein Organ oder ein Geschlecht begrenzt. Uns geht es immer darum, Lebensqualität zu bewahren oder wiederzugeben.
Ihre Schwerpunkte sind Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz. Damit verbinden Sie medizinische, aber auch ökologische Verantwortung.
Krege: Wer im Krankenhaus arbeitet, sieht täglich, wie viele Ressourcen verbraucht werden. Verpackungen, Einmalmaterial, Müll, das alles hinterlässt Spuren. Wir müssen lernen, verantwortlicher mit Material und Energie umzugehen.
Wie wird das Thema Nachhaltigkeit auf dem Kongress greifbar?
Krege: Wir widmen ihm ein eigenes Forum. Dort geht es um den CO₂-Fußabdruck von Medizinprodukten und darum, wie sich Herstellung, Nutzung und Entsorgung bewerten lassen. Ziel ist, zu einheitlichen Standards zu kommen, damit Produkte künftig vergleichbar werden. An der Diskussion beteiligen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Kliniken, Industrie und Politik. Da können wir nur gemeinsam weiterkommen.
Auch beim letzten Kongress unter Prof. Bernd Wullich war Nachhaltigkeit bereits Thema.
Krege: Ja, das Thema hat in der DGU seinen festen Platz gefunden. Es soll nicht beim Impuls bleiben, sondern Teil unseres Selbstverständnisses werden.
Im Kongressfilm sprechen Sie über Künstliche Intelligenz in der Urologie. Was erwarten Sie davon?
Krege: Große Chancen sehe ich in der Diagnostik, etwa bei der Auswertung von Bildern und Gewebeproben. KI kann uns entlasten und hilft, Befunde objektiver zu machen. Das entbindet uns aber nicht von der Verantwortung. Wichtig ist, dass KI von Menschen für Menschen bleibt. Sie soll den ärztlichen Blick schärfen, nicht ersetzen.
Wo ziehen Sie die Grenze?
Krege: Wenn KI oder Roboter menschliche Beziehungen ersetzen sollen, wird es gefährlich. Unterstützung ja, aber kein Ersatz für Empathie. Ich sehe den Wert eher darin, dass uns technische Systeme Routine abnehmen. Dann bleibt wieder mehr Zeit für das Gespräch mit den Patienten.
Wie wollen Sie diese Themen im Kongressprogramm verankern?
Krege: Im Präsidentenforum stelle ich Künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt. Wir zeigen den enthusiastischen und den kritischen Blick, also Fortschritte und Grenzen. Die Nachhaltigkeit bleibt ein zweiter Schwerpunkt. Hier soll es darum gehen, wie man Menschen für Nachhaltigkeit besser sensibilisieren kann.
Was können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber hinaus vom Kongress erwarten?
Krege: Der Kongress wird wieder die ganze Vielfalt unseres Fachs zeigen – von Hightech-Themen bis zu praktischen Fragen aus Klinik und Praxis. Besonders wichtig ist mir der Austausch zwischen den Berufsgruppen. Außerdem liegt mir die Kinderurologie am Herzen, gerade vor dem Hintergrund der politischen Diskussion, ob sie in der Urologie oder bei der Kinderchirurgie verankert bleibt.
Wie wird die Pflege dieses Mal berücksichtigt?
Krege: Der Pflegekongress ist fester Bestandteil der DGU-Tagung. Ich halte es für entscheidend, dass Pflegekräfte dort nicht nur zuhören, sondern auch selbst Inhalte gestalten können. Das stärkt die Zusammenarbeit im Klinikalltag und schafft gegenseitiges Verständnis. Ich möchte, dass die Pflege sichtbarer wird und sich aktiv einbringt.
Wenn man in einem Jahr auf den Kongress zurückblickt, was soll bleiben?
Krege: Dass deutlich wird, wie vielfältig und zukunftsorientiert die Urologie ist. Und dass unser Fach Verantwortung übernimmt, für Patienten, für die Gesellschaft und für die Umwelt.


