Die Uro-Kolumne 02/2022

Autor: |Veröffentlicht am 20. März 2022|Aktualisiert am 21. März 2024

Bitte keinen Corona-Bonus für MFA

20.02.2022. Nicht dass Sie mich falsch verstehen geschätzte Leser (und wieder warten Sie auf das Gendern vergebens…), meine Mitarbeiterinnen sind mir heilig und ich bin mir absolut bewusst, dass sich ohne sie kein Rädchen in unserem uroonkologischen MVZ drehen würde.

Aber bitte - was soll ein „MFA-Corona-Bonus“ nach dem jetzt alle reflexartig rufen? Wenn jemand seine Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen hat, dann doch zuvorderst wir Arbeitgeber. Unsere Damen arbeiten für uns, legen sich für uns ins Zeug, bringen die Kinder bei der Oma unter um Überstunden zu machen, riskieren einen Krach zuhause, wenn der Gatte auch einmal bei einem kranken Kind zuhause bleiben soll und springen klaglos ein, wenn die Kollegin ausfällt.
Wir Chefs schulden Ihnen den Dank, nicht der Staat. Glauben wir wirklich allen Ernstes, dass die Damen die ganze pandemiebedingte Mehrarbeit geleistet haben, im Bewusstsein einem gesamtgesellschaftlichen Ziel im Rahmen eines nationalen Notstandes gedient zu haben? Nein – sie haben es für uns Chefs, für das Team, oder einfach nur deswegen getan, weil die Arbeit eben da war.

Wir schulden Ihnen den Dank und auch die Anerkennung und die darf sich gern in barer Münze ausdrücken – aber doch nicht wegen Corona. Sondern weil sie täglich ranklotzen und „ihren Mann stehen“ (oh, das „Gender-Herz“ klopft schneller…). Der Corona-Bonus – wer hatte eigentlich diese bekloppte Idee – ist viel zu kurz gesprungen, mehr noch, er würde der Regierung die wunderbare Plattform bieten, einmal mehr ihren pharisäerhaften Dank auszusprechen, um dann wieder schlanken Fußes  zur schlechtbezahlten Tagesordnung einer MFA überzugehen. Wir erinnern uns noch gut an die aus meiner Sicht beleidigenden „Standing Ovations“ im Bundestag für alle im Gesundheitsbetrieb Beschäftigten. Anerkennung drückt sich nicht in sich mühsam erhebenden Abgeordneten aus, die vordergründig inbrünstig ihre Hände bewegen um vernehmbare Geräusche zu produzieren, damit „das“ eben auch abgehakt ist. Anerkennung geht nur mit Wertschätzung und solange die Politik fortgesetzt Mitarbeiter im Gesundheitssystem und Ärzte als „Leistungserbringer“ abwertet, hat sie dringend einen Blick in den Duden Nr. 10 (Bedeutung und Gebrauch von Wörtern der Gegenwartssprache) nötig – das nur am Rande.

Wenn wir nicht schnellstens unseren MFA’s Wertschätzung entgegenbringen, werden wir keine mehr haben – das merken wir spätestens dann, wenn wir mal wieder auf dem Arbeitsmarkt eine neue Kraft suchen – da habe ich eher die Chance auf eine Begegnung mit einem Menschen in den Sylter Dünen kurz vor List bei Morgengrauen (einer meiner Lieblingsplätze dieser Erde). Wir müssen sie gut behandeln, sie loben, ihnen zuhören, sie ernst nehmen und auch mal mit Ihnen feiern – neudeutsch nennt man das „Team-Building“. Vor allem aber müssen wir sie verdammt nochmal anständig bezahlen und das dauerhaft, und nicht mit einem zu kurzen Feigenblatt (da hängt das Gemächt immer raus), dieser erbärmlichen und sinnfreien „Corona-Prämie“.  Wenn die Regierung ad hoc etwas Gutes tun möchte, und sie wäre gut beraten es zu tun, dann möge sie nächsten 3 Gehälter steuerfrei stellen.

Unsere MFA’s brauchen einen anständigen Tarifvertrag, der ihre Leistung wertschätzend abbildet und wir Chefs brauchen die Möglichkeit diesen Tarifvertrag auch bedienen zu können und das geht eben nicht mit durch privatärztliche Leistungen quersubventionierter Kassenmedizin, sondern nur wenn man unsere Vergütung zumindest um diesen Rahmen erhöht, auf dass wir es an die durchreichen, die es mehr als verdienen. Wenn hier nicht ganz schnell bei allen an diesem System Beteiligten (Kassen, KV, BMG und Verbände) die Einsicht reift, dass es kurz nach zwölf ist, werden wir, mehr noch aber unsere Patienten spüren, was es heißt einen „MFA-Notstand“ zu haben. Und eines verspreche ich uns heute schon – lustig geht anders.

Herzlichst

Ihr Holger Uhthoff