Die Uro-Kolumne 03/2022

Autor: |Veröffentlicht am 20. April 2022|Aktualisiert am 21. März 2024

Liberté, Egalité, Fraternité…*

20.03.2022. ..hat Robespierre 1790 im Vorfeld der Französischen Revolution postuliert – der Rest ist bekannt…  (*Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit)

Offensichtlich tut ganz Europa sich schwer damit, das zu erinnern oder gar umzusetzen. Warum?

Nun, heute scheinen eher Egoismus, Geldgier und Unmenschlichkeit als vermeintliche Götzen „modernen“ Lebens angesagt. Obwohl die Welt überall brennt, braucht es erst des Feuers am eigenen Hintern, um sich aus dem Tiefschlaf dekadenter Saturiertheit ein wenig herauszuräkeln, ohne wirklich aufzuwachen.

Statt die französischen Grundsätze in den Fokus zu nehmen, erschrecken wir über die selbst initiierte fragile Architektonik vermeintlicher romantischer Träume eines einigen Europas, die schon lange als Chimäre bekannt sein sollte. Knapp zwei Flugstunden von unserer Grenze entfernt schüttet ein zum neuen Zaren selbsternannter Psychopath unfassbares Leid über Kindern, Frauen und Männern aus und wir sorgen uns um die Tankfüllung unserer acht- bis zwölfzylindrigen schwarzen SUV’s mit roten Bremsscheiben und tiefergelegten Plastiklippen in Wagenfarbe. Die fehlenden Chips aus der Ukraine stürzen uns in tiefe Depression ob der nackten Angst um einen möglichen Ausfall der Lenkradheizung oder der Massagefunktion der weißantilopenledernen Autositze, weil unsere Pöter sich erkälten oder jucken könnten.

Erst ein von alten, weißen Männern übergriffig belächeltes, ungelerntes „Mädel“ ohne Doppelpromotion und C&A-Plastikanzug mit zwei kleinen Kindern aus der unsere rülpsende Wohlgefälligkeit störenden Umweltrettungspartei muss uns mit unverschwurbelten, klaren Aussagen an unsere Perversionen erinnern, unseren Kindern und Enkeln eine von uns zerstörte Erde zu hinterlassen? „Diplomatie“ nennen wir dann zu allem Überfluß das Streicheln von völlig durchgeknallten Narzissten – pfui! „Wer die Wahrheit sagt, riskiert, verstanden zu werden“ (Norbert Stoffel). Jawohl!

„Wir haben Dinge möglicherweise falsch eingeschätzt und uns täuschen lassen“ – diese unisono von unserer mit monatlich 20.000 Euronen aus unserer Gemeinschaftskasse alimentierten politischen „Klasse“ vorgetragene bahnbrechende Erkenntnis als Beleg ihrer hoch qualifizierten Kompetenz tröstet uns selbstverständlich, damit wir uns wieder sorglos der Vermehrung unseres individuellen Wohlstandes widmen können, indem wir täglich stirngekraust mit dem DAX Monopoly spielen.

Im problemzentrierten Mittelalter wurden solche wirbellosen Hohlbrosch*innen geteert, gefedert und auf den Marktplätzen ausgestellt, nachdem sie ohne Ruhegehalt aus dem Amt gejagt waren.

Im ärztlichen Notdienst habe ich Patienten mit dekompensierter narzisstischer Persönlichkeitsstörung und paranoiden,antisozialen Anteilen vor sich selbst und andere vor ihnen geschützt, indem ich in Kooperation mit dem diensthabenden Amtsrichter eine Einweisung in die Forensische Psychiatrie nach §11 ff.PsychKG veranlaßt habe. Sollte sich der enthemmte kyrillische Zwerg dem entziehen, bleiben noch das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag oder das analoge Vorgehen nach den Modellen Saddam Hussein oder Osama bin Laden. Zur Amtshilfe stehen der Mossad und die CIA sicher zur Verfügung, die ihren Auftrag jeweils ohne Blutvergießen zuverlässig erfüllt haben. Es widerspricht mitnichten meiner pazifistischen Grundhaltung, Verbrechern nach dem ersten Mord an einem Kind oder Erwachsenen definitiv die Bürgerrechte zu entziehen, die sie damit verwirkt haben. Die anhaltende Toleranz dieser Greueltaten macht die politischen Zauderer mitschuldig. Wählen wir weise, jedoch schnell.

Wenn wir uns mit Gandhis hoffnungsvoller Weisheit trösten, sollten wir bedenken, wie hoch der Blutzoll ist, den wir auf dem Weg dahin billigen:

„Und wenn ich verzweifle, dann erinnere ich mich, dass durch alle Zeiten der Geschichte der Menschheit die Wahrheit und die Liebe immer gewonnen haben. Es gab Tyrannen und Mörder, die eine Zeitlang unbesiegbar schienen, doch am Ende scheiterten sie immer. Vergiß das nie.“

Wir sollten diese sicher ernst gemeinten Gedanken durch unsere unmenschliche Trägheit nicht zum Zynismus verkommen lassen – das hat er nicht verdient.

Falls Sie fragen sollten, was diese Kolumne mit Urologie zu tun hat: selbstverständlich fühlen Sie sich als Urolog*innen den Grundwerten Achtung, Nächstenliebe, Menschlichkeit und Mut verpflichtet. Damit sind Sie qualifiziert, sich mit diesen Gedanken eines urologischen Kolumnisten zu beschäftigen – vielleicht sogar zu identifizieren.

Herzlich

Ihr

Wolfgang Bühmann