Die Uro-Kolumne 12/2022

Autor: |Veröffentlicht am 19. Januar 2023|Aktualisiert am 21. März 2024

„Morgen, Kinder, wird’s was geben“ …

20.12.2022. Mit diesem von Karl Friedrich Splittegarb erstmalig 1795 publizierten Weihnachtsgedicht werden seitdem Generationen von Kindern hoffnungsvoll auf den Heiligen Abend eingestimmt.

Zuviel versprochen? Deutschland rühmt sich, nimmermüde zu betonen, es hätte die viertstärkste Volkswirtschaft der Welt. Im Sozialbereich sind wir gar ganz vorne auf dem Globus.

Gilt das auch für die wichtigsten und schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft?

Sie alleine gewährleisten eine Zukunft für unser Land – und genau die ignorieren wir, verweigern trotzig, ihnen eine lebenswerte Erde zu hinterlassen, die wir mit unserem unstillbaren Hunger nach Vergnügen und Luxus konsequent zerstören.

Alle geben romantisch verklärt vor, ihre Kinder über alles zu lieben, leben jedoch eher so, als hätten sie keine Verantwortung für sie – nicht nur, daß wir ihre notwendige Zahl nur durch die wichtigen und kinderfreundlichere Einwander*innen gerade so halten, nein, in Gesundheit, Sozialisierung, Bildung, Kultur, Politik und Gesellschaft lassen wir sie im Regen stehen.

Womit versuchen wir, diese Kinderfeindlichkeit in unserem ach so paradiesischen Land zu rechtfertigen ? Überhaupt nicht – ein einziges Trauerspiel.

Kinder haben immer noch keine im Grundgesetz verbrieften Rechte, um die seit Ewigkeiten gerungen wird, statt sie einfach hinenzuschreiben.

Kinder werden – zahlenmäßig täglich in Schulstärke - seelisch und körperlich mißhandelt, gefoltert und ihren häufigen Tätereltern  richterlich ungestraft überlassen. (Lesenswerte Quelle: Michael Tsokos, Saskia Guddat „Deutschland misshandelt seine Kinder“)

Im global reichsten Gesundheitssystem fallen Kinder durch die Roste – Kinder- und Jugendmedizin befindet sich im freien Fall hinsichtlich der Versorgungssicherheit, die Kinderkliniken sind auf dem Weg ins Nirwana, wenn schwerkranke Kinder aus hochkompetenten Kliniken der Maximalversorgung mehrere hundert Kilometer verlegt werden müssen, weil die reichlich vorhandenen Ressourcen in viele erwachsenenorientierten Bereiche priorisiert werden.

Ebenso wird der unstrittig zweitwichtigste Bereich von Erziehung, Bildung und Ausbildung unterirdisch vernachlässigt – Kinderbegleitung, Schule, Ausbildung und sozial ausgewogene Unterstützung zum chancengleichen Zugang zu allen Bildungsinstitutionen werden behandelt wie ein lästiger Störfaktor in der Komfortzone kuscheligen Wohlbefindens der Elterngeneration.

Die seit 78 Jahren in ungeteiltem Frieden, Wohlstand und Komfort in allen Lebensbereichen aufwachsende Eltern- und Großelterngeneration hat augenscheinlich völlig verdrängt, welche Privilegien sie genießen durfte und die Verantwortung, diese Privilegien für ihre Kinder weiter zu ermöglichen, vergessen.

Kindergeld kassieren, Steuern sparen und diverse Vergünstigungen werden gerne akzeptiert und gefordert, oft jedoch nicht zum Nutzen der Kinder, sondern für Finanzierung des größeren Automobils oder des Wohneigentums.

Das lässtt nur den Schluß zu, dass Deutschland kinderfeindlich degeneriert ist, statt unsere Kinder als das wichtigste Fundament für die Zukunft zu fördern.

Nachdem die Freudentränen in der glitzernden Weihnachtszeit getrocknet sind, ist es hohe Zeit, nicht nur Äpfel, Nüsse, Mandelkern verteilt zu haben, sondern die Kinder in allen Facetten ihres Seins in den Fokus zu rücken.

Es bleibt dabei, den 1986 von Herbert Grönemeyer komponierten musikalischen Appell „Kinder an die Macht“ zur Hymne für eine lebenswerte Zukunft zu erheben.

Herzlich

Ihr

Wolfgang Bühmann