Autor: Redaktion|Veröffentlicht am 30. Juli 2013|Aktualisiert am 21. März 2024

Urologen appellieren auf 65. DGU-Kongress: Nierenfunktion entscheidend für Lebensqualität und Lebenserwartung

Dresden. Die Nieren sind das zentrale Organ für die Entgiftung des Körpers, für die Steuerung des Wasser- und Salzhaushaltes, sie sind aber genauso wichtig für die Regulierung von Wachstum, Knochenstoffwechsel und Blutdruck. Obwohl lebenswichtig, ist die Nierengesundheit im Alltag vieler Menschen kein Thema und müsse, so die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), mehr als bisher ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Auf ihrer 65. Jahrestagung vom 25. bis 28. September 2013 in Dresden diskutieren wissenschaftliche Experten aktuelle Erkenntnisse bei der Diagnose und Behandlung von Nierenerkrankungen. 

Wie viel Nierenfunktion braucht der Mensch? Welche Fortschritte gibt es bei der Behandlung von Nierenkrebs? Wie steht es mit der Nierentransplantation nach dem Organspendeskandal? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt des Nieren-Forums am 26. September. Auch der Einfluss der Nierenfunktion auf Lebensqualität und Lebenserwartung, verschiedene operative Verfahren zur Entfernung von Tumoren, Organtransplantationen und Niereneingriffe zur Behandlung von Bluthochdruck werden thematisiert.

Mit etwa 16.500 jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland ist das Nierenzellkarzinom die dritthäufigste urologische Krebsart – mit steigender Tendenz. „Nierenkrebs wird heute meist eher zufällig bei Ultraschalluntersuchungen des Bauchraumes entdeckt. Symptome wie Schmerzen oder Blut im Urin werden meistens erst ausgelöst, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Dabei gilt auch hier, je früher der Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Eine sogenannte 'gesetzliche' Früherkennung, die von den Kassen übernommen würde, gibt es für das Nierenkarzinom allerdings nicht“, sagt DGU- und Kongresspräsident Prof. Dr. Michael Stöckle. Bekannt ist, dass Nierenzellkrebs bei Tabakkonsum, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus sowie Alkohol- und Schmerzmittelmissbrauch häufiger auftritt. Selten besteht eine genetische Vorbelastung.  

„Die einzige Möglichkeit der Heilung besteht in einer Operation, da Bestrahlung oder Chemotherapie beim Nierenkarzinom nicht greifen. Aber nicht alle Nierentumoren müssen operiert werden: Bei sehr alten Patienten (über 75 Jahre) mit einem kleinen Nierentumor kann durchaus ein abwartendes Vorgehen sinnvoll sein“, sagt Prof. Dr. Markus Giessing, stellvertretender Direktor und Leitender Oberarzt der Urologischen Klinik des Universitätsklinikums Düsseldorf. Ansonsten wird bei der Nierentumorentfernung heute, wann immer möglich, eine organerhaltende Operation angestrebt, während früher die Niere komplett entfernt wurde. Langzeitstudien konnten zeigen, dass die Tumorheilungsraten bei organerhaltender Tumorentfernung genauso gut sind wie bei der kompletten Nierenentfernung. Außerdem gibt es Hinweise, dass es aufgrund der besseren verbleibenden Nierenleistung einen Überlebensvorteil für Patienten nach nierenerhaltender Operation gibt.

Auch Nierentransplantationen bei komplettem Verlust der Nierenfunktion, insbesondere von Lebendnierenspendern, stehen in Dresden auf der Agenda. 2012 wurden 2586 Nieren in Deutschland transplantiert, 766 von lebenden, 1820 von verstorbenen Spendern. Als Folge des Organspendeskandals, obwohl dieser ausschließlich nur die Lebertransplantation betraf, geriet auch die Nierentransplantation in den Negativsog der öffentlichen Meinung. Die Zahl der Organspenden bei hirntoten Spendern ging in Deutschland stark zurück. Auch die Zahl der Lebendnierenspenden sank in Deutschland geringfügig (766 in 2012 gegenüber 795 in 2011).

Die Lebendorganspende ist an gesetzliche Vorgaben geknüpft: der freiwillige Spender muss völlig gesund sein und in verwandtschaftlichem oder engem persönlichen Verhältnis zum Empfänger stehen, jeder potentielle kommerzielle oder sonst wie fragwürdige Aspekt muss ausgeschlossen sein, was von Ethikkommissionen der Ärztekammern geprüft wird. Die Lebenserwartung der Lebendnierenspender werde durch den Verzicht auf eine Niere nicht beeinträchtigt, so Prof. Giessing, der Vorsitzende des „Arbeitskreises Nierentransplantation“ der Deutschen Gesellschaft für Urologie, obwohl dies in Laienkreisen oft geglaubt wird. Prof. Giessing sieht aber eine psychologische Komponente, die bis zu 30% der Lebendnierenspender nachträglich beeinträchtigen könne. „Hier ist es wichtig, dass nicht nur im Vorfeld, sondern auch nach der Transplantation eine psychologische Begleitung angeboten wird.“  

Nierengesundheit ist lebenswichtig. „Deshalb gilt es, so viel Nierengewebe wie möglich lebenslang zu erhalten. Menschen, die nicht das Glück haben, funktionierende Nieren zu besitzen“, appelliert Prof. Giessing, „kann und sollte geholfen werden: durch eine Nierenspende zu Lebzeiten oder nach dem Tod.

Medienvertreter erwartet in der Messe Dresden ein voll ausgestattetes Presszentrum. Die Eröffnungs-Pressekonferenz findet am Donnerstag, dem 26. September 2013, 15:00 bis 16:30 Uhr statt. Ein Pressegespräch mit DGU- und Kongresspräsident Prof. Dr. Michael Stöckle ist für den 27. September, 12:00 bis 13:00 Uhr geplant. Akkreditierungen sind bereits jetzt unter www.dgu-kongress.de/index.php?id=317 möglich.

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