Museum der DGU

PRO UROLOGIA EST, DUM LUDERE VIDEMUR nach Alexander von Lichtenberg (1880 - 1949)

Die Geschichte der Urologie ist reich an Entwicklungen, die für die gesamte Medizin eine weitreichende Bedeutung hat. Bereits in Ägypten ca. 1000 v. Chr. kannte man Blasenkatheter. Beschneidung und Katheterismus, Steinschnitt und Behandlung der Impotenz sowie der „Goldene Stich“ bei Wasserbruch gehören zu den ältesten  ärztlichen Tätigkeiten. Während lange Zeit Steinschneider und Hebammen urologische Operationen durchführten, übernehmen dies bis Anfang des 17. Jahrhunderts die Chirurgen. Die Hauptanstrengungen in der Weiterentwicklung urologischer Behandlungen und Operationen wurden auf dem Gebiet der Stein- und Harnröhrenchirurgie unternommen, da vor allem das Steinleiden eine sehr häufige, zum Teil tödlich endende Erkrankung war.

Das Harnglas, die Matula, war über Jahrhunderte „Attribut der Ärzteschaft“ und ziert heute das Emblem der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. und das des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e. V. sowie der American Urological Association.

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. wurde am 16. September 1906 in Stuttgart gegründet. Dies fällt in den Zeitraum der sich weiter ausdifferenzierenden naturwissenschaftlich orientierten Medizin am Ende des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Seit 1867 trafen sich Urologen zum wissenschaftlichen Austausch auf internationaler Ebene im Rahmen der „Allgemeinmedizinischen Kongresse“. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) wurde auf der 78. Deutschen Naturforscher-Versammlung im Jahr in Stuttgart gegründet. Geografisch war der Wirkungsbereich der Gründungsgesellschaft identisch mit der Fläche des damaligen Reiches deutscher Nationen und schloss damit auch sämtliche Länder des Habsburgischen Kaiserreiches mit ein. Die Gruppe der Gründungsmitglieder spiegelte bereits die interdisziplinäre funktionellorganbezogene Interessenlage mit internationaler Ausrichtung wider –und zeigt anschaulich die einzelnen, das engere Fach übergreifenden Netzwerke. Gleichzeitig widerlegt diese heterogene Gruppierung die noch immer vertretene These der Abspaltung der Urologie aus der Chirurgie. Zu den initialen Gründungsmotiven gehörte der professionalisierte wissenschaftliche Austausch. Das Sammeln und Bewahren, die Traditionsbildung und Identitätsstiftung wie sei heute verstanden werden, wurde erst ab 1950 von Dr. Johannes Keller systematisiert. Die von ihm zusammengestellte Sammlung ging leider nach seinem Tode verloren.

1971 begann Dr. Fritz Schultze-Seemann, Berlin, mit dem Aufbau eines Archivs in (West-) Berlin. Bis 1987 gelang es ihm, eine nahezu vollständige Sammlung der deutschsprachigen älteren Zeitschriften der Urologie zusammenzutragen. Darüber hinaus legte er eine Sammlung wertvoller Dissertationen ab dem 16. Jahrhundert
und eine erste Kollektion urologischer Endoskope an.

1987 verlegte Prof. Dr. Peter Rathert, die verwaiste und von einem Wassereinbruch bedrohte Sammlung nach Düren und baute das „Archiv und Museum zur Geschichte der Urologie“ auf. Nicht zuletzt dank großzügiger Spenden und Stiftungen gelang es, die Sammlung, die sich in die Bereiche Bibliothek, Museum und Archiv gliedert, zu vergrößern.

2019 wurde, nach mehreren Umzügen, die Schausammlung im Haus der Urologie in Berlin, aufgestellt und fest in die tagesaktuelle Urologie der Geschäftsstelle integriert. Gegenwärtig beläuft sich der Sammlungsbestand auf etwa 4.500 Bücher, 3.500 Zeitschriftenbände, ca. 600 Dissertationen, umfangreiche Archivalien, auch der
Regionalgesellschaften, eine teils digitalisierte Portraitsammlung sowie einem exquisiten Bestand an Original-Lithographien. Hinzu kommen ca. 1.500 Instrumente aus allen Bereichen der Urologie, die eindrucksvoll die reiche Geschichte und tagesaktuelle Präsenz des Querschnittsfaches Urologie dokumentieren.