Autor: Redaktion|Veröffentlicht am 03. Dezember 2006|Aktualisiert am 21. März 2024

Rückblick auf 20 Jahre Amtszeit als Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V.

Dr. Klaus Schalkhäuser: "Ich würde mich dieser Aufgabe jederzeit wieder stellen"

Frage: Fast zwei Jahrzehnte Präsident - welche Eigenschaften muss man besitzen, um so eine lange Amtszeit zu bewältigen?

Dr. Klaus Schalkhäuser: Zunächst einmal stelle ich fest, dass ich der dienstälteste Verbandspräsident eines ärztlichen Berufsverbandes bin. Wie kann man dieses Amt bewältigen? Da stellt sich auch die Frage, warum man nicht abgewählt worden ist. Für mich war eine der spannendsten Wahlen das Jahr 2002, für die jetzt auslaufende Amtsperiode, weil wichtige Veränderungen, die den Berufsverband betrafen, durchzuführen waren. Es musste damals die Entscheidung fallen, ob neben dem Berufsverband noch eine Parallelorganisation existieren konnte oder überhaupt gefordert wurde, nämlich eine Genossenschaft, die ja nur zu gründen war, um Aufgaben zu bewältigen, die in dem fremdbestimmten Umfeld, in dem wir uns bewegen, anderweitig nicht zu bewältigen waren. Die Mitgliederversammlung 2002 hat nicht nur auf der gleichen Sitzung dem neu zu wählenden Präsidium den Auftrag erteilt, dies voranzutreiben, sondern sie hat ihren Präsidenten Klaus Schalkhäuser ohne Gegenstimme im Amt bestätigt. Das empfand ich seinerzeit als bemerkenswerten Schritt, und es bedeutete für mich, dass ich trotz aller zwangsläufig auftretenden Kritik das uneingeschränkte Vertrauen der Mitglieder hatte, die Geschicke für die Fachgruppe standespolitisch als Lobbyist zu vertreten.

Wenn man so lange im Amt bestätigt wird, dann bedeutet das in der Tat, dass man einige Eigenschaften mitbringen muss. Man muss überzeugend sein und man muss innovative Ideen haben. Davon haben wir in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl gehabt. Wir waren die erste Fachgruppe, die eine wissenschaftlich fundierte Betriebskostenanalyse für die urologische Praxis durchgeführt hat. Wir haben dem Gesetzestext folgend eine eigene Gebührenordnung entwickelt, den Uro-EBM, der in allen Gremien bis heute bekannt ist und nur deshalb nicht eingeführt werden konnte, weil er als "Fremdkörper" erscheint, da kein anderes Fachgebiet sich in diese Richtung bewegen wollte. Wir waren die erste Fachgruppe, die mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Verträge abschließen konnte, um mit Unterstützung der KBV gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen. Die Liste ließe sich um etliche Beispiele erweitern. Was sie besagt, ist: Innovativ und kreativ muss der Präsident sein, und er muss die Standfestigkeit haben, auch die Dinge zu Ende zu führen, was nicht selbstverständlich ist. Vor allem aber muss er als Lobbyist in anderen Gremien oder Körperschaften, in Standesorganisationen auftreten. Das heißt, er muss Seriosität ausstrahlen und als verlässlicher Vertragspartner gelten. Will man dieses Geschäft tatsächlich zu Ende führen, gehört auch eine gewisse eloquente Überzeugungskraft dazu.

Frage: Mit welchen Gefühlen und Ambitionen haben Sie damals das Amt angetreten?

Dr. Klaus Schalkhäuser: Ich wurde 1987 kommissarischer Präsident des Berufsverbandes. Zu diesem Zeitpunkt war ich Vizepräsident und musste das Amt übernehmen, weil die Wiederwahl meines Amtsvorgängers, Dr. Dieter Heck aus Mannheim, missglückt war. Insofern musste ich laut Satzung dieses Amt übernehmen, um mich dann ein Jahr später, 1988, im Amt als gewählter Präsident bestätigen zu lassen. Als ich 1987 plötzlich vor diese Aufgabe gestellt war, bestand eine Spaltungstendenz innerhalb der Urologie zwischen dem Berufsverband und der Deutschen Gesellschaft für Urologie, sodass ich meine erste Aufgabe darin sah, diese Tendenz des Auseinanderdriftens zu verhindern und alles zu tun, um die Einheit wiederherzustellen. Das ist mir, glaube ich, sehr gut gelungen, nicht zuletzt auch dank der entscheidenden Unterstützung durch den damaligen Generalsekretär der DGU, Professor Dr. Rolf Ackermann. Wir beide waren uns sehr schnell darüber einig, dass, wenn es nicht gelänge, die Einheit wiederherzustellen, das kleine Fachgebiet Urologie in der Szene, in der wir als Lobbyisten aufzutreten hatten, keine Rolle mehr spielen würde. Ganz fraglos hatte ich damals kein gutes Gefühl. Doch ich habe mich der Verantwortung gestellt, um die Entsolidarisierung der kleinen Fachgruppe zu verhindern.

Frage: Welche drei Projekte und Anliegen waren Ihnen in dieser Zeit am wichtigsten?

Dr. Klaus Schalkhäuser:
Nummer eins habe ich bereits genannt: eine Einheit innerhalb der Urologie und damit eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Urologie herzustellen. Das ist gelungen und hält bis zum heutigen Tage an, auch wenn wir, DGU und BvDU, bisweilen unterschiedliche Zielrichtungen haben. Die Schnittstellen und gemeinsamen Berührungspunkte werden stets gemeinschaftlich abgeklärt, und gegebenenfalls werden auch Kompromisse herbeigeführt. Wir sind als Berufsverband in der Tat die berufspolitische Standesvertretung, während die DGU die wissenschaftliche Fachgesellschaft ist, aber es ist klar, dass Wissenschaft und Lehre mit der Berufspolitik verknüpft, heute nur gemeinschaftlich vertreten werden können.

Großes Projekt Nummer zwei war die Wiedervereinigung. Um die Urologinnen und Urologen in den neuen Bundesländern möglichst schnell in unser System einzuführen, haben wir dort eine Vielzahl an Seminaren und Veranstaltungen durchgeführt. Das macht uns stolz, und ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass die Urologen nach kurzer Zeit, was die ökonomischen Verhältnisse anbetrifft, in den neuen Bundesländern an der Spitze lagen. Dieses war ein sehr großes Projekt und ich denke, es ist uns im Großen und Ganzen sehr gut gelungen.

Das dritte Projekt möchte ich nur grob umreißen: Es wurde sehr schnell klar, dass spätestens ab 1988/89 das Krankenversicherungssystem unter den finanziellen Engpässen zu massiven Veränderungen führen würde. War bis dahin eines der wirtschaftlichen Ziele gewesen, eine bessere Vergütung herbeizuführen, so musste nun Schadensbegrenzung betrieben werden. Es ist bedauerlich, aber es ist so - das muss man in aller Deutlichkeit sagen -, dass eine Schadensbegrenzung in unserem System oftmals als Erfolg zu sehen ist, auch wenn das vom Einzelnen nicht unbedingt erkannt wird. Aus diesem Grund haben wir stets im Vorfeld prospektiv Analysen der unzähligen Gesetze, die über das System gestülpt wurden, durchgeführt, um zu erkennen, welche Perspektiven wir für unser Fachgebiet im positiven Sinne daraus ableiten können. Man sollte nicht jedes Gesetz von vornherein verurteilen, denn jedes Gesetz bietet auch Chancen. Hier stellte sich eine Vielzahl von Fragen, die wir zu klären hatten mit Blick auf die zukünftige Sicherung. Daneben gab es etliche weitere Projekte wie Weiterbildungsordnung, Gebührenordnung, Fortbildung etc., und damit, nicht zuletzt ausgelöst durch die Gesetzgebung, wurden die Aufgabenfelder ungleich größer, als sie zu Beginn meiner Amtszeit waren.

Frage: Haben Sie auch Niederlagen erlebt?

Dr. Klaus Schalkhäuser: Ich würde nicht Niederlagen sagen, sondern Enttäuschungen. Man muss eindeutig feststellen, jeder ärztliche Berufsverband, also auch der Berufsverband der Deutschen Urologen, ist im Sinne des BGB ein Idealverein und hat keine exekutive Möglichkeit im System. Er kann gehört werden, aber er muss nicht gehört werden. Insofern war es natürlich auch sehr wichtig, tatsächlich auch gehört zu werden. Dem Gesundheitsstrukturgesetz 1993 von Minister Seehofer folgend haben wir auf der Grundlage vorliegender, auf wissenschaftlicher Basis entwickelter Betriebskostenrechnungen in viel harter Arbeit, auch unter Zuhilfenahme externer Berater, eine eigene Gebührenordnung, den Uro-EBM, erstellt. Unsere Zielvorstellung war, diesen Uro-EBM gesetzeskonform als Modellvorhaben im Auftrag der Mitglieder in einzelnen Regionen einzuführen. Es wurden Verträge mit den Krankenkassen ausgearbeitet, doch bedauerlicherweise war dann doch der einzelne Urologe nicht bereit, in ein neues System einzutreten, und das war in der Tat für alle Beteiligten eine große Enttäuschung, dass dies trotz der Zustimmung der Krankenkassen dann an den Mitgliedern in den jeweiligen Regionen scheiterte. Aber dieser Uro-EBM ist weiterhin im Gespräch und könnte unter Umständen bei einer neuen Gesetzgebung doch noch als richtige Darstellung der Honorierung der Vertragsärzte Bedeutung haben.

In der Summe kann ich zurückblickend sagen: Es war für das Fachgebiet durchaus eine erfolgreiche Zeit, auch wenn das einzelne Mitglied schnell vergisst, dass Dinge, die er heute tun kann, die er heute wie auch immer noch vergütet bekommt, das Resultat der Arbeit des Berufsverbandes ist.

Frage: Hatten Sie verlässliche Wegbegleiter oder Ratgeber?

Dr. Klaus Schalkhäuser:
In der Tat. Ich will nur einen Namen stellvertretend für viele nennen, Dr. Manfred Richter-Reichhelm, der mich seit 1987 in all den Jahren mit Rat und Tat begleitet hat, auch in der Zeit, als er Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung war und deshalb aus Neutralitätsgründen aus dem Vorstand ausscheiden musste. Er war ein stets verlässlicher Wegbegleiter. Aber es gab auch eine Vielzahl von anderen Kolleginnen und Kollegen in den urologischen Gremien - da wäre die Liste dann sehr lang.

Frage:
Wie haben Sie es geschafft, dieses verantwortungsvolle Amt mit der eigenen Karriere und mit der Familie zu vereinbaren?

Dr. Klaus Schalkhäuser: Ich bin nun 30 Jahre Mandatsträger im Berufsverband der Deutschen Urologen, davon 20 Jahre als Präsident. Die Aufgabenfelder, die zu bearbeiten waren, haben in der Zeit dramatisch zugenommen. Nicht weil wir das gewollt hätten, sondern, weil es schlicht immer mehr Reglementierungen durch die Selbstverwaltung und die Politik gab. Daraus folgt, dass das Amt des Präsidenten - auch bedingt durch die Struktur unseres Berufsverbandes - nicht als "ehrenamtlicher Job" zu bezeichnen ist. Vielmehr beansprucht es einen voll und ganz, selbst wenn man über die Jahre in diesem Bereich an Erfahrung gewinnt. Darüber hinaus war es stets mein Ziel, in sonstige Gremien hineinzukommen, nicht gekoppelt an das Amt des Präsidenten des Berufsverbandes. Denn mir war klar, dass eine erfolgreiche Politik nur dann durchzusetzen wäre, wenn wir in möglichst vielen Entscheidungsgremien wirken würden. Und es ist mir ja auch auf vielen Feldern gelungen - von den Belegärzten über die Bundesärztekammer bis hin zum Bundesgesundheitsministerium und anderen ärztlichen Vereinigungen -, stets höhere Positionen zu bekleiden. Das hat natürlich die persönliche Freiheit neben den beruflichen Aufgaben stark eingeengt. Meine Familie, meine Frau und meine Tochter, haben das irgendwann einmal akzeptiert, wenn auch zähneknirschend. Solche Aufgaben können das Familienleben und Partnerschaften durchaus nachhaltig negativ beeinflussen.

Was die berufliche Tätigkeit anbetrifft, so ist eindeutig festzustellen, dass die häufige Abwesenheit vom Arbeitsplatz viele Patienten, die nicht mehr personengebunden und zeitgerecht bedient wurden, veranlasst hat, sich andere Versorgungsqualitäten zu suchen.

Das heißt, die berufliche Karriere wurde, nicht nur ökonomisch betrachtet, ebenfalls beeinträchtigt. Nicht zuletzt hat natürlich auch der persönliche Freundeskreis unter dem Mangel an gemeinsam verbrachter Zeit erheblich gelitten.

Frage: Gab es Momente oder Phasen, in denen Sie aufgeben wollten?

Dr. Klaus Schalkhäuser:
Mir hat das Amt des "Soldaten" für die Urologen Spaß gemacht. Unbestritten. Natürlich gab es Phasen und Momente, in denen ich gesagt habe: Warum tue ich mir das eigentlich an? Aber wenn man einen derartigen Auftrag übernimmt - das ist zumindest meine persönliche Einstellung -, dann kann man nicht, wenn es eng wird, einfach sagen: Ich schmeiß den Laden hin. Man muss schon ein gehöriges Maß an Verantwortung in sich aufbauen, und dann geht es auch wieder weiter, und es helfen natürlich auch Freunde und Ratgeber, um solche immer mal wieder auftretenden kleinen Krisen zu bewältigen.

Frage: Wenn Sie die Wahl hätten, würden Sie den gleichen Weg einschlagen?

Dr. Klaus Schalkhäuser:
Sicherlich ja, mit der Erfahrung, die ich in dem System in 20 Jahren gewonnen habe. Aber wenn man neu anfängt, muss man sich die Hörner erst einmal abstoßen. Vom Grundsatz her würde ich mich dieser Aufgabe jederzeit wieder stellen, denn ich denke, die berufspolitische Arbeit ist in hohem Maße ein Tagesgeschäft.

Frage: Welches sind die aktuellen Herausforderungen für den BvDU?

Dr. Klaus Schalkhäuser: Das Gesundheitsrefomgesetz 2006, das derzeit ja entwickelt wird, wird sicherlich zu den einschneidendsten Veränderungen aller Reformen und Gesetzgebungen führen, die wir in den letzten Jahren hatten. Nicht nur auf dem Sektor der angedachten dauerhaften Finanzierbarkeit der Krankenversicherung werden wir neue Strukturen erleben. Denn das, was angedacht ist, nämlich der Gesundheitsfonds ist ein Kompromiss der ursprünglichen Absichten beider Regierungsparteien. Der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen, wie er immer propagiert wurde, ist beendet. Wir bewegen uns in Richtung einer staatlich regulierten Medizin, wenn die Krankenkassen in Zukunft für jeden Fall, unabhängig davon, welche Strukturen und welche Versicherten die Krankenkassen haben, immer das gleiche Geld bekommen. Hier werden wir mit Sicherheit einen ersten Vorgeschmack auf eine Staatsmedizin erhalten.

Das scheint auf den ersten Blick den Vertragsarzt oder Krankenhausarzt nicht zu berühren. Aber wir müssen abwarten, welche Auswirkungen der Gesundheitsfond tatsächlich auf die Finanzierung haben wird. Wir haben ein weiteres Gesetz, von nachhaltiger Bedeutung, das Vertragsarztrechtänderungsgesetz. Sein Schwerpunkt liegt in der Liberalisierung der vertragsärztlichen Tätigkeit mit Zweigpraxis, mit angestellten Ärzten. Entscheidender Punkt ist hierbei, dass im Fall der Verabschiedung dieses Gesetzes angestellte Krankenhausärzte im vertragsärztlichen Bereich ebenfalls tätig werden und natürlich auch umgekehrt. Durch dieses

Liberalisierungsgesetz wird sich eine völlig neue Versorgungslandschaft in der Bundesrepublik Deutschland entwickeln, und mit dem Freiheitlichkeitsdogma unseres Berufsstandes dürfte es damit zu Ende ein. Als Erstes könnte es die Belegärzte treffen. Der Begriff „Belegarzt“ könnte in nicht allzu langer Zeit zum historischen Begriff werden, falls diese angedachten Änderungen eintreffen. Wenn der Belegarzt potenziell ein angestellter Arzt des Krankenhauses wird oder er durch Kooperationsmodelle seinen Status als Belegarzt im derzeitigen Sinne des Kassenarztrechtes verliert, wird das zweifellos auch Einfluss auf die gesamte vertragsärztliche Tätigkeit haben. Es werden Einzelverträge über Umfang, Mindestmengen und Preise geschlossen werden und die entsprechenden Ressourcen werden sich dramatisch verändern. Das heißt also, der BvDU sollte als Dienstleister nichts unversucht lassen, um auf diese neue Situation zu reagieren und dem einzelnen Arzt in Praxis und Klinik die entsprechende Beratung oder Empfehlung geben, wie er unter der zu erwartenden neuen Situation seine beruflichen Karriere gesichert fortführen kann. Die Freiberuflichkeit des Arztes wird eine generelle Aufgabe aller Verbände, die auf diesem Sektor tätig sind, und wir müssen natürlich auch in der Lage sein, innerhalb der Rechtsformen der ärztlichen Standesvertretung zu reagieren. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Kassenärztlichen Vereinigungen stehen auf dem Prüfstand. Zumindest der Berufsverband der Deutschen Urologen ist auf eine derartige Situation vorbereitet, denn er hat ja im Auftrag seiner Mitglieder die Genossenschaft „Bund der Urologen“ gegründet. Aufgrund seiner anderen Rechtsform ist dieser Bund der Urologen in der Lage, Kompetenzpartner für die Krankenkassen zu werden, und hat dies auch gleich nach seiner Gründung im Jahre 2004 eindeutig unter Beweis gestellt.

Also: Vom Grundsatz her sind wir Urologen aufgestellt, Herausforderungen der neuen Gesundheitsreform zu begegnen. Ob im Einzelfall das politische Ziel erreicht wird, die so genannte doppelte Facharztschiene, mit negativen Folgen für den einzelnen Urologen, ist nicht mehr ausschließen. Es wird sicherlich ein Vielzahl urologischer Krankenhausabteilungen und Betten verschwinden, sobald die Konvergenzphase der DRG-Einführung beendet ist - und das ist ja auch die Zielvorstellung. Wir müssen uns immer fragen: Was will die Politik? Sie will die fachärztliche ambulante Versorgung deutlich einschränken, sie will Krankenhausbetten abbauen und ambulante Leistungen, wie in anderen europäischen Ländern an das Krankenhaus binden. Dabei ist es der Politik völlig egal, ob die Patientenversorgung, die heutzutage infolge der historisch gewachsenen zweigliedrigen fachärztlichen Versorgung hervorragend wirkt, dabei zu Bruch geht oder nicht.

Frage:
Welchen menschlichen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?

Dr. Klaus Schalkhäuser: Es ist sehr schwierig, hier einen Rat zu geben. Mein Nachfolger muss sich darüber im Klaren sein, dass seine persönliche Freiheit, die er bislang mehr oder weniger hatte, deutlich eingeschränkt werden wird. Darauf muss er sich vorbereiten und das muss er billigend in Kauf nehmen, wenn er dieses Amt anstrebt. Er muss auch in Kauf nehmen, dass er unter Umständen ökonomische Nachteile in seiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit haben wird. Es muss ihm auch klar sein, dass er die vielen Positionen, die der Berufsverband durch mich in anderen Gremien und Körperschaften erworben hat, nicht von heute auf morgen erreichen kann. Diese Dinge sind ad personam gebunden. Der Rat, den ich dem Nachfolger geben kann, ist, die Erfahrungen, die in diesem Präsidium vorhanden sind, und die Möglichkeiten, die durch mein Tätigwerden in anderen Gremien reichlich gegeben sind, weidlich auszunutzen. Ich werde für die Urologie die Positionen, in die ich berufen bin, nicht aufgeben und weiterverfolgen, und ich werde gerne ein loyaler Ratgeber des neuen Präsidenten sein. Es liegt an ihm, diese Chance für die Urologie zu nutzen, denn der Berufsverband hat in den Körperschaften und Gremien ein hohes Ansehen. Er sollte auch wissen, dass man nur wenig erreicht, wenn man es jedem recht machen will.

Frage: Mit welchen Gefühlen geben Sie ihr Präsidentenamt ab?

Dr. Klaus Schalkhäuser: Auf der einen Seite schon mit einer Träne im Auge, andererseits muss ich sagen, es soll und muss ja einmal ein Wechsel im Amt stattfinden. Vielleicht ist das jetzt der richtige Zeitpunkt. Ich habe mich auch eindeutig dazu geäußert. Bei den Wahlgängen der zurückliegenden 20 Jahre habe ich stets persönlich meine Kandidatur angemeldet; das werde ich diesmal nicht tun. Ich habe aber klar und unmissverständlich überall erklärt, dass ich für das Amt noch einmal kandidieren würde, wenn ich dazu aufgefordert werden sollte, habe aber Bedingungen daran geknüpft. Erstens: nicht länger als zwei Jahre, weil ich glaube, bis 2008 ist die neue Gesundheitsreform in Gang gebracht, und bis dahin könnte ich mit meinen Erfahrungen sicherlich noch an der einen oder anderen Schraube drehen können. Zweitens, und das ist viel entscheidender: Ich würde auch auf Aufforderung nicht kandidieren, wenn ein Mitglied des derzeitigen Präsidiums unmissverständlich seine Kandidatur anmeldet. Da dies der Fall ist, werde ich aus dem Amt ausscheiden.

 

Das Interview mit Dr. Klaus Schalkhäuser führte Bettina-C. Wahlers aus der Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. und des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V.