Autor: Pressestelle DGU|Veröffentlicht am 19. Dezember 2006|Aktualisiert am 21. März 2024

Kooperation von Universität und Industrie - Möglichkeiten zur klinischen Umsetzung von Forschungsergebnissen: Forschung & Entwicklung standen im Fokus des digitalen 12. AuF-Symposiums

02.12.2020. Inzwischen ist es gute Tradition geworden, sich einmal im Jahr intensiv wissenschaftlich und persönlich auf dem Symposium „Urologische Forschung der Deutschen Gesellschaft für Urologie“ auszutauschen und dabei die Forschenden aus Medizin und Naturwissenschaften näher zusammenzubringen. So war es auch für dieses Jahr am Tagungsort Berlin geplant – eigentlich. Aufgrund der Gerfährdungslage durch die Covid-19-Pandemie hatten sich die Arbeitsgruppe urologische Forschung (AuF) und die verantwortlichen Präsidenten des AuF-Symposiums, PD Dr. rer. nat. Anja Rabien und Prof. Dr. med. Philipp Erben, bereits frühzeitig dazu entschlossen, diese Präsenzveranstaltung um ein Jahr auf November 2021 zu verschieben.

Allerdings nicht alternativlos: Am 26. und 27. November fand ein verkürztes CME-zertifiziertes Highlight-Webinar mit ausgewählten Beiträgen aus dem gesetzten Programm statt, das in Kooperation mit URO-Tube, dem Fortbildungsportal der DGU-Akademie GmbH, professionell live online umgesetzt wurde.
Im Fokus dieses Symposium-Webinars stand der Themenkomplex „Forschung im Kontext zwischen Universität und Pharma“. Die Tagung widmete sich damit der bedeutenden und bisweilen weniger beachteten Herausforderung, die Brücke von der Laborbank in die Anwendung zu schlagen und erfolgversprechende Ergebnisse aus universitären Forschungsprojekten gemeinsam mit der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie umzusetzen. Dabei wurden verschiedene relevante Frage- und Problemstellungen definiert und diese sowohl aus der Perspektive von Projektleitern aus Kliniken und Laboren als auch von Managern der pharmazeutischen Industrie und aus dem Bereich des Patentrechts mit einem ebenso interdisziplinären Teilnehmerkreis aus Urologie, Pathologie und Naturwissenschaften erörtert.
Patente und Publikationen schließen sich nicht zwangsläufig aus
Als geradezu vorbildliches Beispiel für erfolgreiche translationale Forschung und Entwicklung im Bereich Medizintechnik berichtete Prof. Arkadiusz Miernik über seine Erfahrungen, eigene Projekte aus der Laborphase in die klinische Anwendung zu überführen. Dabei zeigte er an Beispielen der Freiburger Sektion für Urotechnologie neben der Bedeutung wichtiger und richtiger Kooperationspartner auch den steten Konflikt von „publish or patent“ und mögliche Lösungswege auf. Passend dazu erläuterte der Patentanwalt Dr. Hans-Dieter Jostarndt aus Aachen die besonderen Herausforderungen und Chancen von Patentanmeldungen und Patenten sowohl für die eigene akademische Karriere als auch für die wirtschaftliche Anwendung von Forschungsergebnissen. Wichtig dabei: Patente und Publikationen schließen sich nicht zwangsläufig aus, sondern führen in geeigneter sukzessiver Abfolge sogar zu einem Mehrwert für den wissenschaftlichen Impact der Forschenden. Neben medizintechnischen Entwicklungen stehen auch molekulabiologische Innovationen im Mittelpunkt der Translation, wie eindrücklich von Prof. Per Sonne Holm aus München am konkreten Beispiel der klinischen Umsetzung eines Virotherapie-Konzepts dargestellt. Da in diesem Bereich insbesondere auch viele Sicherheitsvorschriften und Genehmigungsverfahren immer wieder zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen führen, ist nicht zuletzt auch Beharrlichkeit und „langer Atem“ der Grundlagenwissenschaftler unentbehrlich, um den Weg in die klinische Testung zu erreichen. Beeindruckend dabei auch die erheblichen Drittmittel, die für eine Entwicklung bis in die Phase-1 angesetzt und natürlich auch eingeworben werden müssen, um dann in den nächsten Schritten überhaupt erst für Kooperationen mit der Industrie relevant zu sein. Dass man auf universitärer Seite diesen langen Weg nicht unbedingt allein gehen muss, sondern dass gerade auch die kooperative Verbundforschung ein zielführender Weg für die Entwicklung von Projekten in die medizinische Anwendung darstellen kann, zeigte der Beitrag von Prof. Arndt Hartmann aus Erlangen am Beispiel des BRIDGE-Konsortiums. Auf der Basis gebündelter Expertise von Pathologen und Urologen ist es dem Konsortium bereits gelungen, neue Diagnostik- und Therapieoptionen zum Harnblasenkarzinom sowohl grundlagenwissenschaftlich zu entwicklen als auch in Kooperation mit Industriepartnern in die klinischen Phasen zu bringen. Genau das Pharma Partnering und die verschiedenen Meilensteine der Entwicklung und Translation neuer Medikamente standen im Fokus des Beitrages von Dr. Reiner Class, In vitro Toxicology Lead eines biopharmazeutischen Konzerns aus Belgien. So wurde der langwierige Prozess von der Idee zum Medikament einmal aus Sicht von „Big Pharma“ skizziert und dabei eben auch die wichtige Rolle der Academia hervogehoben, deren Kooperationen mit der Industrie letztlich die Grundlage von mehr als der Hälfte aller pharmazeutischen Produktentwicklungen bilden. Gleich drei Beiträge widmeten sich den großen urologischen Tumoren, Prostatakarzinom, Urothelkarzinom und Nierenzellkarzinom, in denen die Referenten Dr. Matthias Heck aus München, Prof. Tilman Todenhöfer aus Nürtingen und Prof. Igor Tsaur aus Mainz jeweils den heutigen Stand von pharmazeutischer bzw. radiopharmazeutischer Diagnostik und Therapie resümierten und gleichzeitig die aktuellsten und in verschiedenen klinischen Stadien befindlichen „Pipeline“-Kandidaten mit den zugehörigen Wirkungsmechanismen und Kombinationsmöglichkeiten vorstellten.
Symposium verpasst? Videoaufzeichung bis Mitte 2021 abrufen!
Die erste digitale Version des AuF-Symposiums stieß bei den Teilnehmern auf eine eindeutig positive Resonanz, was sich auch in der Teilnehmerquote widerspiegelte, die erfreulicherweise sogar oberhalb der Zahlen der bisherigen Präsenzveranstaltungen lag. Beide Daten stehen als Indiz für ein relevantes Tagungsthema "Urologische Forschung im Kontext zwischen Universität und Pharma" und eine ansprechende Programmgestaltung. Die AuF freut sich darüber hinaus auch über das Engagement ihrer Sponsoren, die dem Symposium auch in dieser besonderen Situation die Treue gehalten und mit ihrer Unterstützung das Webinar in dieser Form erst möglich gemacht haben!
Sofern Teilnehmer und Interessierte Teile der Veranstaltung verpasst haben sollten oder einzelne Beiträge noch einmal nachschauen möchten, besteht die Möglichkeit, das gesamte 12. AuF-Symposium bis Mitte 2021 im Webinar-Archiv von Uro-Tube als Videoaufzeichnung abzurufen. Neben dem DocCheck-Login kann auch der folgende, eigens eingerichtete Zugang dazu genutzt werden:
Adresse: www.uro-tube.de
Benutzername: aufsymposium
Passwort: auf2020
Neben diesem außerordentlichen Highlight-Webinar plant die Arbeitsgruppe urologische Forschung das 12. AuF-Symposium zudem als ausführliche Präsenzveranstaltung mit gewohnt persönlichem Austausch vom 25. bis 27. November 2021 in Berlin. Dort sind neben Hauptvorträgen zum Tagungsschwerpunkt auch wieder wissenschaftliche Beiträge aus einem breiteren urologischen Themenfeld in Form von Postern und Kurzvorträgen vorgesehen. Aktuelle Informationen zu Sitzungen, Abstracteinreichung und Referenten werden zeitgerecht bekannt gegeben und sind stets aktuell auf http://auf-symposium.dgu.de nachzulesen. Die Veranstalter freuen sich schon jetzt, Sie dazu im nächsten Jahr wieder zahlreich persönlich begrüßen zu dürfen!
Text: Dr. Christoph Becker


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