Uro-Kolumne

Die Uro-Kolumne

Schwarz-weiß trifft es selten, in der Regel braucht es eine differenzierte Meinung, gerne auch eine Prise Humor und manchmal muss der Daumen in die Wunde – auch in der Urologie. Deshalb spitzen hier verschiedene Autoren aus der Urologie den Stift und nehmen in dieser Rubrik des Urologenportals regelmäßig aktuelle Themen ins Visier.

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Autor: |Veröffentlicht am 20. Juni 2019|Aktualisiert am 19. Februar 2024

Ich habe einen Traum…

20.02.2024. …, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Zu Beginn des Traumes lösen sich Krankenkassen und Gesundheitsminister in Luft auf – allein dadurch entspannen sich alle Sorgenfalten und der Traum führt in einen wohltuenden Erholungsschlaf. Jetzt geht es los: alle Helfer*innen, die sich mit Ihrer Samariterklatsche um das gesundheitliche Wohlergehen aller ihnen anvertrauten Hilfebedürftigen mühen , definieren berufsspezifisch eine angemessene Entschädigung ihrer aufopfernden Tätigkeit rund um die Uhr über 365 Tage pro Jahr und addieren das auf einem grösseren Bierdeckel - wenn unbedingt nötig, auch in einer Excel-Tabelle, um die Summe alljährlich geschmeidig anzupassen.

Diese Summe wird umgelegt auf alle Mitgieder unserer Gesellschaft, in eine Stiftung übertragen, um jeden geldgeilen Missbrauch auszuschliessen, und jährlich tätigkeitsspezifich an die Samariter*innen ausgekehrt, um den unzweifelhaften Wert ihrer Arbeit zu entschädigen, statt nur zu applaudieren.

Wir alle kennen die Kaskoversicherung fürs Auto – sie ermittelt jährlich, wieviel Autoradios geklaut werden und wie oft wir unser Auto an einem Hindernis beschädigt haben. Im nächsten Jahr erhöht sie um genau diesen Betrag unser aller Prämien. Funktioniert bestens, und keiner mault. So einfach ist das.

Prüfung und Verteilung obliegen dem Stiftungsrat, einem handverlesenen und damit kleinen Gremium, das paritätisch durch untadelige, empathische, über jeden Zweifel erhabene Vertreter*innen der Gesundheitsberufe und unabhängige Mitglieder unserer Zivilgesellschaft besetzt wird – ausgeschlossen sind nur Politik und Krankenversicherungen, die sich durch jahrzehntelange Mißwirtschaft und völlig fehlkonstruierte Initiativen selbst disqualifiziert haben.

Faktencheck: Die Summe der gesetzlichen Versichertenbeiträge gehören weder den Krankenkassen noch der Politik, weil sie unabhängig von Bundes- oder Landeshaushalten lediglich treuhänderisch verwaltet werden (sollten). Insofern verbietet sich jede Einmischung.Aktuell enthält das Säckchen jährlich 360 Milliarden.

Auch die immensen Beitragsrückstellungen der privaten Krankenversicherer von mehreren Hundert Milliarden obliegen nicht der Entscheidungshoheit der Politik – bis auf das von uns Steuerzahler*innen geschenkte Vermögen der Beihilfe der Beamt*innen, die dem Innenministerium als Dienstherrin zugeordnet sind.

Die Verantwortung für die Krankenhäuser tragen die Länder – alles inklusive. Somit platzt die Allmachtsphantasie unseres von sozialneidischen Selbstzweifeln angenagten Nicht-Wirklich-Arzt-Kollegen, der derzeit den Gesundheitsminister gibt. Er hat in seinem Ressort genügend Aufgaben, neben den nächtlichen Anrufen aus Harvard die Rahmenbedingungen für eine anständige Versorgung zu formulieren, statt sich durch immer neue Versorgungsverhinderungsgesetze weiterhin ins Abseits zu stellen.

Also: das Gesundheitswesen gehört in die Hände derjenigen, die den Menschen helfen wollen und können – mit allen Facetten.

Als im Gesundheitsbereich mit Abstand reichstes Land der Erde sollten wir Vorbild sein, den lähmenden, verfilzten Staub wegzupusten und das System vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Und dann ? Alle arbeiten gerne, jeder Landkreis, der möchte, behält und bezahlt sein Krankenhaus als wirksames Instrument der sozialen Daseinsfürsorge ohne das ewige Damoklesschwert der Insolvenz, die frei werdenden Verwaltungsexpert*innen der Krankenkassen werden mit offenen Armen vom an Fachkräftemangel leidenden Arbeitsmarkt aufgesogen und die Politiker*innen können sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.

Auch eine Alternative habe ich noch geträumt: wir stellen die gesamte Gesundheitsversorgung auf Steuerfinanzierung um – starke Schultern tragen im besten sozialen Sinne mehr als schwächere, wir können das irre Gespenst einer Bürgerversicherung endgültig verjagen, alle sind zufrieden und unsere Gesundheitsversorgung steht langfristig und nachhaltig auf festen Füßen. Schöne neue Welt – ja, nun dürfen Sie applaudieren. Auf Zuruf erläutere ich Ihnen gerne, wie sich das konkret realisieren läßt – wir müssen nur wollen.

Mein Traum begleitet mich seit meiner Approbation, die sich im Mai zum 40. Mal jährt. So werde ich ihn weiterträumen und hoffe, erst aufzuwachen, wenn er sich erfüllt – er tut so gut.

Herzlich

Ihr

Wolfgang Bühmann

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