Autor: Pressestelle DGU|Veröffentlicht am 19. Dezember 2006|Aktualisiert am 21. März 2024

Komorbidität Typ-2-Diabetes: Prognostikator für das Prostatakarzinom

28.02.2018. Prostatakrebs und Typ-2-Diabetes gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Männern. Obwohl Studien darauf hindeuten, dass Menschen mit Diabetes häufiger an Krebs erkranken, leiden Männer mit Diabetes nicht vermehrt an Prostatakrebs. Im Gegenteil: Meta- Analysen von Studien haben ergeben, dass Diabetes-Patienten seltener an diesem Karzinom erkranken. Allerdings war die Sterblichkeit höher. Dies bestätigen auch aktuelle Untersuchungen von Forschern des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls- Universität Tübingen (IDM), einem Partner des DZD, in Zusammenarbeit mit der Urologischen Universitätsklinik Tübingen.

Das Forscherteam hat kürzlich die Daten von Patienten analysiert, bei denen die Prostata tumorbedingt entfernt wurde. Wie erwartet waren darunter weniger Patienten mit Diabetes als in der Allgemeinbevölkerung. Allerdings hatten Prostatakrebspatienten mit Diabetes deutlich häufiger bereits Metastasen in den Lymphknoten. Zudem war der Anteil der Patienten, die nach den Leitlinien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) zu der sehr hohen Risikogruppe gehören, bei den Betroffenen mit Diabetes signifikant höher.

Doch wie unterscheiden sich Prostatakarzinome bei Menschen mit und ohne Diabetes? Was macht das Prostatakarzinom von Patienten mit der Stoffwechselerkrankung so aggressiv? Diese Fragen haben die Forscher in einer weiteren Studie untersucht. Dazu haben sie 70 Tumorproben von Patienten ohne Diabetes und 59 Proben von Betroffenen mit Typ-2-Diabetes analysiert.

Da bei der Entstehung von Prostatakrebs Testosteron eine wichtige Rolle spielt, haben die Wissenschaftler die androgene Signalkette untersucht. In Expressionsanalysen konnten die Wissenschaftler feststellen, dass bei Menschen mit Diabetes der Androgenrezeptor (AR) verstärkt gebildet wurde. Auch der durch den AR vermittelte Signalweg war verstärkt aktiviert. Darüber hinaus haben die Forscher noch einen weiteren Unterschied identifiziert: In den Prostatakarzinomen der Patienten mit Diabetes wurden verstärkt Insulinrezeptoren der Isoform A exprimiert, die den Insulin-like growth factor (IGF) binden können. Das trägt zum verstärkten Zellwachstum und zur verstärkten Zellteilung bei. Gesunde Menschen exprimieren hauptsächlich die Isoform B, die kein IGF bindet. Schließlich ist bei Patienten mit Diabetes auch die Steroidbiosynthese im Tumor verändert. Es werden weniger schützende Östrogen-Rezeptor-Liganden gebildet, was wiederum den Androgen-Signalweg in den Tumoren weiter verstärkt.

Insgesamt liefert die vorliegende Arbeit neue Erkenntnisse darüber, warum der Prostatakrebs bei Männern, die an Typ-2- Diabetes leiden, so aggressiv ist. Fazit: Entsprechend gilt es, Prostatakarzinome bei Männern mit Typ-2 Diabetes früher und umfassender abzuklären und zu behandeln als ein Prostatakrebs bei Nicht-Diabetikern.

Text: Dr. Christoph Becker DGU-Forschungskoordinator

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