Autor: Pressestelle DGU|Veröffentlicht am 19. Dezember 2006|Aktualisiert am 21. März 2024

Individualisierte Therapie des Prostatakarzinoms: Aktuelle Leitlinienempfehlungen vom ASCO-GU23

23.02.2023. Auf dem diesjährigen ASCO-GU23 wurden erstmals auch die neuen US-amerikanischen Leitlinienempfehlungen für das Prostatakarzinom präsentiert: Die Therapie des Prostatakarzinoms wird in allen Stadien um Behandlungsoptionen reicher und damit für die Patienten auch individueller.

So kann beispielsweise zukünftig das PSMA-PET in der frühen Diagnostik des lokalen Prostatakarzinoms eingesetzt werden. In dieser initialen Bildgebung sowie nach einem biochemischen Rezidiv unterstützt das PSMA-PET dabei, viszerale und ossäre Metastasierungen zu erkennen bzw. auszuschließen. Basis dieser Leitlinienempfehlung sind die Daten der proPSMA-Studie, die zeigte, dass sich das PSMA-PET verglichen mit einer konventionellen Bildgebung insbesondere durch eine höhere Sensitivität für kleinere Metastasen auszeichnete.

Die wichtigste Neuerung für das metastasierte hormonsensitive Prostatakarzinom (mHSPC) ist sicher die Triplett-Therapie. Chemotherapie-fitte Patienten mit high-volume mHSPC können diese Therapie leitlinienkonform erhalten. In Deutschland müssen sich Urologinnen und Urologen hingegen noch etwas gedulden, denn mit der EMA-Zulassung der ersten Triplett-Therapie (ADT + Docetaxel + Darolutamid) wird mit dem Ende des 1. Quartals 2023 gerechnet. Bereits Ende Januar 2023 gab es hierfür jedoch eine Zulassungsempfehlung. In der US-Leitlinie werden aktuell sogar zwei mögliche Optionen angeboten: entweder ADT + Docetaxel + Darolutamid oder ADT + Docetaxel + Abirateron. Zulassungsentscheidend waren hier die Phase-3-Daten der ARASENS- (Darolutamid) und der PEACE-1-Studie (Abirateron).

Mit der PARP-Inhibition wird darüber hinaus ein neuer Weg in der Therapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) eröffnet. PARP-Inhibitoren, wie das Olaparib, sind bei mCRPC-Patienten mit Mutationen in bestimmten DNA-Reparaturgenen einsetzbar. Für die Therapie mit PARP-Inhibitoren sollten die Patienten positiv auf Mutationen z. B. in BRCA1/2 oder ATM getestet worden sein. Ebenso sollten die Patienten bereits vorbehandelt sein und eine Androgenrezeptor-gerichtete Therapie erhalten haben. Während die MAGNITUDE-Studie den größten Nutzen von PARP-Inhibitoren bei Patienten mit BRCA-Mutation sah, lassen die Daten der PROpel-Studie vermuten, dass womöglich alle mCRPC-Patienten mit einer Mutation in DNA-Reparaturgenen von einer Therapie mit PARP-Inhibitoren profitieren könnten.

Diese Veränderungen in der Therapielandschaft des Prostatakarzinoms gehen in den aktuellen US-amerikanischen Leitlinien mit einer weiteren Neuerung einher: Erstmals verzichtet die Leitlinie auf die Begriffe Mann/Männer, um der Vielfalt individueller Geschlechteridentitäten gerechter werden zu können. Dies sei ein wichtiger Schritt für mehr Inklusion im Praxisalltag sowie eine Garantie für eine adäquatere Behandlung von Menschen mit Prostatakarzinom, hieß es vonseiten der Verantwortlichen anlässlich des ASCO-GU23 in San Francisco.

Texte: DGU-Pressestelle


DGU-Pressestelle

Informationen zu den Meldungen:
Bettina-Cathrin Ihnen
Sabine Martina Glimm
Tel: 040 - 79 14 05 60
Fax: 040 - 79 14 00 27
Mobil: 0170 - 48 27 28 7
E-Mail: redaktion@bettina-wahlers.de