Autor: |Veröffentlicht am 12. Oktober 2018|Aktualisiert am 21. März 2024

Kongressnachlese: Zwischen Tradition und Innovation: 70. DGU-Kongress demonstriert Verantwortung

Dresden. Standing Ovations im Eröffnungsplenum: Das hatte es nach verbreiteter Einschätzung langjähriger Beobachter noch nie gegeben und bescherte DGU- und Kongresspräsident Prof. Dr. Paolo Fornara einen großartigen Auftakt für die 70. Jahrestagung der Fachgesellschaft in der Messe Dresden, die er unter das Motto „Tradition, Innovation, Verantwortung“ gestellt hatte. Gut 6500 Teilnehmer aus dem In- und Ausland besuchten die weltweit drittgrößte urologische Fachtagung vom 26. bis 29. September 2018 in Sachsens Landeshauptstadt und füllten auch besagte Eröffnungsveranstaltung bis auf den letzten Platz.

Deren Verlauf beeindruckte: DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Maurice Stephan Michel beschwor die einzigartige Breite der deutschen Urologie, die mit einem um 20 Prozent steigenden Versorgungsbedarf sowohl ambulant als auch stationär zuletzt zum Zukunftsfach in der Medizin avancierte. Sein Blick auf die „Zukunftsoffensive Urologie 2030“ ließ keinen Zweifel zu: Die DGU ist für die Herausforderungen des prosperierenden Faches gewappnet und hat das Vertrauen der Mitglieder. Zuvor unerreichte 6500 Mitglieder stärken heute ihre Fachgesellschaft. Der Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologen, Dr. Axel Schroeder, mahnte, die Unabhängigkeit des freien Arztberufes gegen anhaltende staatliche Übergriffe zu verteidigen bevor DGU-Präsident Prof. Fornara den Kongress offiziell eröffnete.

Wenn das medizinisch Sinnvolle nicht geleistet werde, sei die Fachgesellschaft im Sinne des Kongressmottos gefordert, Verantwortung zu übernehmen, so der Ordinarius aus Hallen-Wittenberg. Das hatte der Vorstand der DGU unter der Präsidentschaft von Prof. Fornara mit der Forderung nach Systemkorrekturen bei der Organspende und der Einführung der Widerspruchslösung unüberhörbar getan. „Die DGU hat Verantwortung übernommen, hat das Wort ergriffen und die Politik ist gefolgt - und ich bin sehr stolz Präsident dieser Fachgesellschaft zu sein.“ Wohl kaum jemand im Publikum konnte sich diesen Worten Fornaras entziehen.
Emotionen traf schließlich auch Bundespräsident a.D. Dr. Christian Wulff: Er würdigte, dass die Urologie als Fach auf der Sonnenseite trotz vieler drängender Aufgaben gesellschaftliche Verantwortung bei der Organspende übernommen hat. In seiner fulminanten Festrede zu „Verantwortung in Zeiten der Beschleunigung: Tradition und Innovation bejahen“ kritisierte der Alt-Bundespräsident das aktuelle gesellschaftliche Klima der Ängstlichkeit, der Abgrenzung und Untätigkeit in Deutschland, das von den Gefahren des Terrorismus, Defiziten der Globalisierung und Folgen der Digitalisierung geschürt werde. 

Er appellierte, die Chancen der Zuwanderung aus anderen Ländern zu nutzen, Multikulturalismus sei die Zukunft des Landes. Das Ende ist bekannt: Das Auditorium stand geschlossen auf und applaudierte anhaltend.

Das Bild des Tages entstand kurz darauf, als DGU-Präsident Fornara gemeinsam mit dem Alt-Bundespräsidenten eine Spende zur Förderung der Jungengesundheit in Höhe von 25.000 Euro an die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. (ÄGGF) übergab und damit noch einmal gelebte Verantwortung demonstrierte. Für die ÄGGF, die sich mit ihren ärztlichen Informationsstunden um die Gesundheitsaufklärung von Schülern verdient gemacht hat und seit einigen Jahren auch gendersensible Informationsangebote für Jungen und junge Männer anbietet, nahm deren Vorsitzende, Dr. Heike Kramer, die Spende entgegen.

Da ein Urologen-Kongress bekanntlich schon am Tag vor dem offiziellen Eröffnungsplenum beginnt, noch ein Blick auf den Kongress-Mittwoch, wo mit den Semi-Live-Ops und den Leitlinien-Foren die ersten Highlights starteten und am Abend das Patientenforum der PatientenAkademie in der Aula des Forschungszentrums für regenerative Therapien Dresden (CRTD) ganz neue Wege ging. Organisator Privatdozent Dr. Dr. Johannes Huber hatte das Format der Frontalvorträge über Bord geworfen und unter der Moderation von DGU-Pressesprecher Prof. Dr. Christian Wülfing eine interaktive Talkrunde zu Hoden- und Prostatakrebs und Blut im Urin aufs Podium gebracht, die auf dem Urologenportal live im Internet zu verfolgen war und der Öffentlichkeit dort dauerhaft zur Verfügung steht. 1700 unmittelbare Zugriffe auf den Live-Stream bewiesen noch vor Ort: Das innovative Format ist angekommen.

Zurück zum Kongress-Donnerstag, der vom Eröffnungsplenum quasi direkt in die DGU-Pressekonferenz führte. Dort dominierten zwei Themen: Die Forderung der DGU nach Einführung der Widerspruchslösung in der Organspende, die vom Präsidenten in mitreißenden Worten vorgebracht wurde sowie die Implementierung der HPV-Impfung für Jungen. Bis zur Volljährigkeit der Jungen müssen alle ärztlichen Berufsgruppen jede sich bietende Chance zur HPV-Impfung nutzen, um möglichst hohe Impfraten zu erzielen, appellierte der DGU-Impfexperte Prof. Dr. Peter Schneede und kündigte der Presse eine Urologische Themenwoche zum Thema vom 19. bis 23. November 2018 an. Last but not least verlieh der DGU-Präsident auf der Pressekonferenz den Medienpreis Urologie 2018 an den Berliner Regisseur, Autor und freien Journalisten John A. Kantara für seine gelungene Wissenschaftsdokumentation „Tabu Inkontinenz“, die auf 3Sat gesendet wurde.

Apropos Preise: Mit der höchsten Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., der Maximilian Nitze-Medaille für besondere Verdienste für das Fach Urologie, wurde in Dresden Prof. Dr. Hartwig Huland, Hamburg, geehrt. PD Dr. Matthias Heck, München, erhielt mit dem Maximilian Nitze-Preis die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Fachgesellschaft. Werbung für den urologischen Nachwuchs von übermorgen machte die DGU wie gewohnt am Kongress-Freitag mit dem Schülertag, der schon im Vorfeld bei Sachsens Oberstufenschülerinnen und -schülern auf großes Interesse gestoßen und binnen kürzester Zeit ausgebucht war. Doch nicht nur Schüler, sondern auch Studierende hatten auf dem 70. DGU-Kongress Gelegenheit, die Welt der Urologie und die Karrierechancen innerhalb des aufstrebenden Faches kennenzulernen.

Ein an allen Tagen reibungsloser Kongressverlauf zeigte, dass der Präsident, sein Kongress-Team und Veranstalter Interplan alles richtig gemacht hatten: angefangen bei der automatisierten Registrierung, der gefragten DGU-App über das schnelle DGU-on-demand am Stand der Fachgesellschaft für alle, die eine Veranstaltung verpasst hatten bis hin zu den neuen Programmheften, die in lesefreundlichem Format überzeugen konnten. Die Messe Dresden punktete auch beim vierten Besuch der Urologen mit ebenerdigen kurzen Wegen in gefühlter Frischluftatmosphäre und einer großzügigen Industrieausstellung.

Der bestens platzierte DGU-Stand zeigte sich übrigens erneut in guter Gesellschaft mit der Historischen Ausstellung, die sich Traditionen innerhalb der Urologie widmete und dem Stand der Vorsorge-Kampagne „Urologie für alle“, die 2017 unter der Schirmherrschaft der DGU startete und auch im zweiten Jahr mit den bekannten Roth-Zwillingen Aufklärung über urologische Erkrankungen leistet.

Mit der Übergabe der Präsidentschaft-Insignien übernahm der bisherige Vize-Präsident Prof. Dr. Oliver Hakenberg offiziell das Amt des DGU-Präsidenten für die Amtsperiode 2018/2019. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinikum Rostock lud zur 71. Jahrestagung der Fachgesellschaft vom 18. bis 21. September 2019 in die Messehallen Hamburg ein. Dann lautet das Kongressmotto: „Mensch, Maschine, Medizin, Wirtschaft“.

Text: Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.

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