Autor: |Veröffentlicht am 13. Oktober 2016|Aktualisiert am 21. März 2024

Alexander-von-Lichtenberg-Preis 2016: Qualitativ hochwertige Versorgung urologischer Patienten – auch in strukturschwachen Regionen

Leipzig.Bei der Verleihung des Alexander-von-Lichtenberg-Preises 2016 – dem renommierten originären Qualitätspreis in der Urologie – konnten seine Initiatoren, die Deutsche Gesellschaft für Urologie, der Berufsverband der Deutschen Urologen und die Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co KG, erneut eine erfreuliche Entwicklung bei den niedergelassenen Urologen feststellen. Sowohl die Anzahl der Teilnehmer als auch die Qualität der eingereichten Bewerbungen bewegten sich auch dieses Jahr wieder auf hohem Niveau. Dabei sind die Ambitionen der teilnehmenden Ärzte für eine ganzheitliche Versorgung ihrer Patienten nach wie vor ungebrochen und geprägt von Einfallsreichtum, Kreativität und Leidenschaft für ihre Arbeit. Die prämierten Arbeiten standen ganz im Fokus des diesjährigen DGU-Kongresses – dem „Qualitätsgedanken“ im Fachbereich Urologie – und zwar nicht nur im Sinne ökonomischer Effizienz, sondern auch hinsichtlich der Fachkompetenz seiner Akteure sowie seiner Umsetzung und Dokumentation im Bereich der Versorgungsforschung.

Die vierköpfige Fachjury des Alexander-von-Lichtenberg-Preises hat bei der Auswahl der Preisträger dieses Mal den Schwerpunkt auf ein Konzept gelegt, das sich mit der Vernetzung und Dezentralisierung der ambulanten urologischen Versorgung in einer ländlich strukturschwachen Region befasst. So konnten Dr. Horst Brenneis und Dr. Michael Ehmann für die im Jahr 2010 gegründete BAG „Urologie im Zentrum Pirmasens“ den mit 5000 Euro dotierten Preis entgegen nehmen. Darüber hinaus wurde der DGU PatientenAkademie für ihr Projekt „Entscheidungshilfe Prostatakrebs“ unter Leitung von PD Dr. Dr. Johannes Huber, Dresden, der Alexander-von-Lichtenberg-Preis als Sonderpreis ohne Dotierung verliehen.

Das prämierte Projekt

Bereits im Jahr 2010 gründeten Dr. Horst Brenneis und Dr. Michael Ehmann eine überörtliche Berufsausübungsgemeinschaft ÜBGA, die Urologie im Zentrum Pirmasens, mit der Absicht, mittelfristig zu einem urologischen Zentrum zu fusionieren. Dieses Ziel wurde 2015 mit der Gründung einer BGA und dem Umzug in ein großes, interdisziplinäres Ärztezentrum, dem „medicenter Pirmasens“, erreicht. Mit dem Aufbau und der Ausrichtung als ambulantes urologisches Zentrum für die Region Pirmasens, stellten sich die beiden Preisträger einer der größten Herausforderungen der ambulanten Medizin, nämlich der fachärztlichen Versorgung von Patienten in ländlichen und strukturschwachen Regionen. Die Urologie im Zentrum Pirmasens erfüllt als Facharztpraxis alle räumlichen und technischen Voraussetzungen, um neben der urologischen Grundversorgung das komplette Spektrum der modernen Urologie anbieten zu können. Das Herzstück des Zentrums ist eine strukturierte EDV-Vernetzung, die ein vollkommen elektronisches Patientenmanagement ermöglicht – von der Befunddokumentation, über die Verlinkung des Labors mit der Praxis-EDV bis hin zur elektronischen Bearbeitung und Weitervermittlung aller Patientendaten. Die Prämissen Vernetzung und Dezentralisierung dominieren alle Aktivitäten des Zentrums, z.B. Organisation von Außensprechstunden in den umliegenden ländlichen Regionen der Südwestpfalz, interdisziplinäre Kooperationen im „medicenter Pirmasens“, Qualitätsmanagement nach DIN ISO 50900, Kooperationen mit dem Städtischen Krankenhaus Pirmasens sowie Patientenveranstaltungen und regionale/überregionale Fortbildungs- und Weiterbildungsaktivitäten.

Nach Ansicht der Jury steht dieses Projekt für einen hohen Anspruch an Versorgungsqualität und für eine zeitgemäße, zukunftsorientierte ambulante Urologie.

Dieses Jahr wurde im Rahmen des Alexander-von-Lichtenberg-Preises auch erneut ein Sonderpreis verliehen. Unter der Leitung von PD Dr. Dr. Johannes Huber, Dresden, hat die PatientenAkademie – eine gemeinsame Initiative der DGU und der Berufsverband der Deutschen Urologen – mit dem Projekt „Entscheidungshilfe Prostatakrebs“ eine interaktive Plattform geschaffen. Sie gibt Patienten mit nichtmetastasiertem Prostatakrebs die Möglichkeit, sich in dem vielfältigen Behandlungsspektrum dieser Erkrankung zurecht zu finden und anhand fundierter Informationen, gemeinsam mit ihren behandelnden Urologen, eine individuelle Therapieentscheidung zu treffen. Dabei macht der Patienten Angaben zu seiner Situation und erhält auf dieser Basis personalisierte Informationen. Zusätzlich kann er eine Zusammenfassung aller seiner Angaben zum ärztlichen Beratungsgespräch mitbringen und dieses so optimal vorbereiten. Nach einstimmiger Auffassung aller Jury-Mitglieder bedeutet diese Entscheidungshilfe einen großen Fortschritt in der Patienten-Aufklärung und steht in der Tradition einer innovativen, patientenorientierten Medizin – und das verdient nach Ansicht der Jury einen Preis.

Die Jury des Alexander-von-Lichtenberg-Preises gratuliert den Preisträgern, bedankt sich bei allen Teilnehmern für die engagierten Bewerbungen und wünscht allen niedergelassenen Kollegen weiterhin viel Erfolg und Freude an ihrer Arbeit.

Text: Marlies Potempa