Autor: Redaktion|Veröffentlicht am 21. Mai 2007|Aktualisiert am 21. März 2024

Urologen weisen auf gravierende Fehler im BPH-Bericht hin

Institut lehnt weltweit akzeptierte Therapien ab

Düsseldorf, 09.05.2007. Veto der Deutschen Urologen: Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. weisen auf schwere Fehler im Vorbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zu „Nichtmedikamentösen lokalen Verfahren zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH)“ hin. Sie fordern deshalb die sofortige Rücknahme des Berichts und eine Neubewertung der Thematik.

„Der IQWiG-Bericht weist schwere Mängel in der Methodik seiner Bewertung auf“, sagt Professor Dr. med. Klaus Höfner. Der Vorsitzende des DGU-Arbeitskreises „Benigne Prostatahyperplasie“ benennt die unzureichende Berücksichtigung urologischen Sachverstandes, die fehlende Berücksichtigung der Pathophysiologie des Benignen Prostata-Syndroms (BPS), eine grob fehlerhafte Einschränkung patientenrelevanter Therapieziele und der damit im Ergebnis lückenhaften Berücksichtigung und Interpretation essenziell wichtiger wissenschaftlicher Daten.

Schon die einleitend fehlerhafte Beschreibung der durch das IQWiG beurteilten Verfahren, wecken Zweifel an der Berichterstattung. „Der Bericht ist deshalb in seinem Fazit zwangsläufig falsch und grob irreführend“, sagt Dr. Martin Bloch, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V.

Das IQWiG hat Ende März den Vorbericht im Internet veröffentlicht und folgt damit nach einer Bearbeitungszeit von „nur“ zweieinhalb Jahren einem Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses. In dem 500 Seiten umfassenden Bericht wurden 14 nichtmedikamentöse lokale Verfahren zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung im Hinblick auf eine Beeinflussung patientenrelevanter Therapieziele bewertet.

Betroffen von der Einschätzung sind innovative, minimal-invasive Behandlungsalternativen wie zum Beispiel die verschiedenen Formen der Lasertherapie.

Als Fazit stellt das IQWiG fest: „Für keines der Verfahren kann ein Zusatznutzen gegenüber einer Standardtherapie als belegt angesehen werden“.

„Dies widerspricht dramatisch den geltenden Leitlinien nationaler und internationaler Fachgesellschaften, die die geringeren Nebenwirkungen als entscheidenden Vorteil der Verfahren gegenüber der Standardtherapie sehen und die der eigentliche Grund zur Entwicklung und weltweiten wissenschaftlichen Untersuchungen in den letzten 15 Jahren waren“, so der Dr. Bloch.

Zwar akzeptiert das IQWiG selbst durchaus vergleichbare Effekte auf die Verbesserung der Lebensqualität und Vorteile der Methoden in Bezug auf die Krankenhausverweildauer und die Katheterisierungsdauer, ignoriert aber wissenschaftlich belegte Daten zu unerwünschten Ereignissen gänzlich. Ebenfalls bleiben Wünsche der Patienten nach geringerer Invasivität und Morbidität als sie mit den Standardverfahren (TURP, TUIP, offenen Operation) potenziell verbunden sind, gänzlich unberücksichtigt, ebenso wie die Möglichkeiten der ambulanten Behandlung mit einigen Therapieverfahren.

Dies ist ein grober Widerspruch zu den publizierten Methoden des IQWIG vom 19.12.2006. Darin sind unter anderem die „Kontaktaufnahme mit Fachexperten, Industrie, Patientenorganisationen etc.“ als Teil der „Datenquellen“ vorgesehen.

Im Bericht sind aber weder die Meinungen bekannter Selbsthilfegruppen noch die legitimierter Experten nationaler oder internationaler Fachgremien erkennbar eingeholt oder einbezogen worden. Insbesondere die unzureichende Abgrenzung akzeptierter von nicht mehr durchgeführten, veraltet oder als experimentell geltenden Methoden oder die

fehlerhafte Einordnung gleichwertiger Therapieverfahren wie Laser- und Elektrovaporisation zeigen die mangelnde urologische Expertise.

„Gern hätten wir, die DGU und der Berufsverband, das IQWiG beraten, um den unabdingbaren urologischen Sachverstand in die Bewertung der untersuchten Methoden zur Behandlung des BPS einzubringen. Darüber hinaus wäre uns wichtig gewesen, den Kontakt zu anderen renommierten internationalen Fachgesellschaften herzustellen, um deren weltweit akzeptierte Stellungnahmen und evidenzbasierte Leitlinien einfließen zu lassen“, sagt der Vorsitzende des DGU-Arbeitskreises Benigne Prostatahyperplasie (BPH), Professor Höfner.

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