Autor: Redaktion|Veröffentlicht am 08. Februar 2013|Aktualisiert am 24. Mai 2023

Kongressnachlese 2012: Punktlandung der DGU in Leipzig

64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.

17.10.2012. „Cleared for take-off“: Die offizielle Startfreigabe für den 64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) erfolgte am 26. September 2012 pünktlich um 10.00 Uhr mit der Eröffnung der Industrieausstellung durch DGU-Präsident Prof. Dr. med. Dr. h.c. Stefan C. Müller, der die Jahrestagung unter das Motto „Wissenschaft, Fortschritt, Leben“ gestellt hatte. Bei sommerlichen Temperaturen gingen 7171 Teilnehmer aus 33 Ländern der Welt im Congress Center Leipzig (CCL) an Bord von Flug „DGU 2012“, der sich während der gesamten Reisedauer jung, dynamisch und erfrischend schnörkellos präsentierte.

Im Steigflug

Bisherige und folgende sprachliche Analogien zur modernen Luftfahrt tragen übrigens sowohl dem bekennend flugaffinen Präsidenten als auch dem internationalen Flughafen-Feeling im Congress Center Leipzig Rechnung. Das punktete bei allen befragten Teilnehmern: mit toller Architektur, zeitgemäß kostenfreien WLAN-Zonen und konkurrenzlos angenehmem Raumklima. Die unbestrittene Weitläufigkeit verhalf vor allem Besuchern der M-Räume ganz im Sinne der DGU-Präventions-Initiative zu ausreichender Bewegung und tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

Letztere herrschte auch auf der Industrieausstellung, deren rund 160 Aussteller ihre Produkte vereint und sehr zufrieden in einer zentral gelegenen, 10 000 Quadratmeter großen Halle zeigten. Vor allem die „Kleinen“ unter ihnen lobten, mitten im Geschehen zu sein.

Dort befand sich auch die Historische Ausstellung der DGU, die sich in diesem Jahr der Entwicklung der Urologie in Leipzig, immerhin der zweitältesten deutschen universitätsmedizinischen Einrichtung, und Sachsen widmete. Außerdem präsentierten die Historiker mit dem Buchtitel „Urologie mit Herz und Verstand“ pünktlich zum Kongress wieder eine Neuerscheinung.

Wer die Industrieausstellung besuchte, passierte zwangsläufig den großzügigen DGU-Stand, was nicht zuletzt der dort platzierten Stellenbörse und dem Urologischen Studienregister, das eine umfassende und WHO-konforme Dokumentation der Studienaktivitäten im Fach Urologie in Deutschland leistet, besten Zulauf und neue Kontakte bescherte. Zum Beispiel mit Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V., der in Zukunft mit dem DGU-Studienregister kooperieren wird.

Kongressveranstalter Interplan, diesmal mit Heike Schäfer als Projektleiterin, bewies in Leipzig einmal mehr, dass Professionalität und Freundlichkeit einander nicht ausschließen, sondern im Gegenteil für einen sicheren Flug mit reibungslosem Programmablauf sorgen.

Dass die Stadt der Friedlichen Revolution bleibende Eindrücke hinterlassen würde, stand bereits am Eröffnungsabend in der Nikolaikirche fest:

Die Festrede von Pfarrer a.D. Christian Führer zog wohl jeden der gut 750 Zuhörer in ihren Bann. Sie alle zollten dem Zeitzeugen, seinem Engagement und seiner bewegenden Schilderung deutscher Geschichte ausnahmslos Respekt – mit Standing Ovations.

Auf historischem Boden in Auerbachs Keller klang der Kongress-Mittwoch aus, und Leipzig hatte die Herzen zahlreicher Teilnehmer erobert.

Reiseflughöhe

Wissenschaftliche Flughöhe war, nach intensivem Mittwochsprogramm mit zahlreichen Akademieforen, Postersitzungen und dem ersten der beiden neu eingeführten Praxisforen, am Donnerstagmorgen natürlich längst erreicht. An der Registrierung brummte es zu diesem Zeitpunkt, und die Taschenausgabe stieß phasenweise an ihre Grenzen. Entsprechend gut besucht war das Eröffnungsplenum, wo Präsident Müller vor großem Auditorium seine Botschaft platzierte: souverän, sympathisch unaufgeregt und deutlich. Wissenschaftlichkeit und Grundlagenforschung brauche die Urologie, um nicht in die Zeit der Steinschneider und Bader zurückzufallen, sondern Leben bei guter Lebensqualität zu erhalten.

Dafür bedürfe es insbesondere stetiger Nachwuchsförderung etwa in Form der DGU-Stipendienprogramme und mehr Internationalität. Die wurde in Leipzig mit dem englischsprachigen Programmtag „Urology International“ befördert und findet seit Oktober im neuen offiziellen wissenschaftlichen Organ der DGU namens „Urologia Internationalis“ eine Plattform.
2000 Zuhörer vernahmen den Ruf nach Verbesserungen in der medizinischen Aus- und Weiterbildung und die präsidiale Zuversicht, die Urologie bei der anstehenden Novellierung der Musterweiterbildungsordnung zu stärken. Positive Vorgespräche mit der Bundesärztekammer gäben dazu durchaus Anlass.

Primärprävention, insbesondere den Kampf gegen das Metabolische Syndrom und seine urologischen Folgeerkrankungen, hatte sich Prof. Dr. med. Dr. h.c. Stefan C. Müller auf die persönliche Fahne seiner Präsidentschaft geschrieben. „Wir sollten uns nicht nur darauf fokussieren Krankheiten zu heilen, sondern wir sollten uns darauf fokussieren Krankheiten zu verhindern“, forderte er in seiner Eröffnungsrede und stellte den jungen Mann dabei in den Mittelpunkt.
Dass die Zeit dafür reif ist, zeigte sich im Kongressverlauf nicht zuletzt im Forum „Der junge Mann“, in dem es nicht einen einzigen freien Platz gab. Engagierte Urologinnen und Urologinnen berichteten dort über eigene erste Erfahrungen bei der Betreuung männlicher Heranwachsender und machten damit den dringenden Bedarf an strukturierten Konzepten deutlich.

Doch zurück zum Kongress-Donnerstag: „Urology International“ war gestartet, zog bis zu 100 interessierte Teilnehmer pro Sitzung an, und der erste der beiden Schülertage „Werde Urologin/Urologe für einen Tag“ hatte begonnen. Mit den insgesamt knapp 100 Schülern kamen die TV-Kameras ins CCL. Wie in den Vorjahren erwiesen sich die Urologen von übermorgen als Magnet für Fernsehteams auf der Suche nach gutem Bildmaterial. MDR und ZDF waren dabei, nutzten ihren Besuch für weitergehende Berichterstattung und baten natürlich auch gerne den Kongress-Präsidenten vor die Kamera.

Insgesamt hatten sich über 150 Kolleginnen und Kollegen von Fach- und Publikumsmedien akkreditiert, darunter Vertreter der Fachpresse, von Ärzte Zeitung, Bravo und Stern, Radio Sachsen und des Sachsen-Spiegels sowie der Selbsthilfe-Magazine. Die Leipziger Volkszeitung, BILD und das MDR-Fernsehen hatten bereits vorab über den bevorstehenden Urologen-Kongress berichtet, und die von DGU-Pressesprecherin Prof. Dr. med. Sabine Kliesch moderierte Pressekonferenz stieß wie in den Vorjahren auf großes Interesse. Die Teilnehmer zeigten sich angesichts der Themen Prävention, Prophylaxe von Harninkontinenz, Defizite in der medizinischen Aus- und Weiterbildung, PREFERE-Studie, Patientensicherheit durch CIRS sowie aktueller Berufspolitik vor Ort diskussions- und später schreibfreudig. Die DGU-Präventions-Initiative fand, unter Schlagzeilen wie „Der Tod kommt schleichend“, die erwartet stärkste mediale Aufmerksamkeit.

Apropos PREFERE-Studie: Ein Blick auf das Kongressprogramm, zum Beispiel via DGU-Kongress-App, übrigens wieder mit praktischem iPlanner und im zweiten Jahr mit 1435 Downloads, belegte wenige Monate vor Studienstart die Entschlossenheit der DGU, der größten deutschen Prostatakrebsstudie zum Erfolg zu verhelfen. Wie ist der Studienablauf? Welche Patienten werden eingeschlossen? Wie werden sie aufgeklärt? Prof. Dr. med. Michael Stöckle war als deutscher urologischer Studienleiter an allen Kongresstagen präsent, um in einer Vielzahl von Informationsveranstaltungen Antworten zu geben.

Praktische Informationen rund um das Berufsfeld des Urologen gab es im Rahmen der DGU-Nachwuchsförderung für die Teilnehmer der, im Vorjahr von Prof. Dr. med. Joachim Steffens eingeführten, Juniorakademie. Vielleicht war es auch ihnen zu verdanken, dass überraschend viele junge Menschen das Bild im CCL prägten: Babys in Tragetüchern und Kinderwagen eingeschlossen. Die professionelle Kinderbetreuung vor Ort erfreute sich jedenfalls ab Donnerstag reger Nachfrage.

Selbstverständlich wurden auf dem 64. DGU-Kongress in Leipzig auch Auszeichnungen und Preise verliehen. Mit der höchsten Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., der Maximilian Nitze-Medaille für besondere Verdienste für das Fach Urologie, wurde Prof. Dr. med. Peter Alken aus Mannheim geehrt. Dr. med. Nils Kröger aus Greifswald erhielt mit dem Maximilian Nitze-Preis die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Fachgesellschaft. Prof. Dr. med. Dr. h.c. Stefan C. Müller ehrte, der Tradition entsprechend, sowohl verdiente Repräsentanten der Urologie als auch junge Nachwuchs-Mediziner und vergab begehrte Stipendienplätze. Selbstredend war der Präsident dabei zumindest „on time“, gelegentlich dem Flugplan sogar etwas voraus – eine Herauforderung, die der Hamburger Fotograf, Bertram Solcher, der einmal mehr für die fotografische Dokumentation des DGU-Kongresses verantwortlich zeichnete, gerne annahm und erfolgreich meisterte.

Auf der DGU-Mitgliederversammlung wurden mit einer Satzungsänderung, die die Möglichkeit eröffnet, die Vorstandsposition des Generalsekretärs auch hauptamtlich besetzen zu können, Weichen für die Zukunft der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. gestellt. Außerdem wählten die Mitglieder Professor Dr. med. Stephan Roth aus Wuppertal neu in den Vorstand der Fachgesellschaft, wo er als 2. Vize-Präsident das Ressort „Internationale Beziehungen“ leiten wird.

Der traditionelle Pflegekongress am Kongress-Donnerstag und Freitag bot zum zweiten Mal die Gelegenheit, Akademie-Expertenkurse zu besuchen sowie Pflegehospitationen vor Ort wahrzunehmen und widmete sich unter anderen den Schwerpunktthemen „Nierentumor“ und „Der alte Patient“. Beachtliche 1145 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterstreichen die Relevanz dieses Fortbildungsangebots im Rahmen der DGU-Jahrestagung.

Rund 100 Besucher nutzten die Möglichkeit, sich am Donnerstagabend auf dem Patientenforum im Neuen Leipziger Rathaus, das von Professor Dr. med. Jens-Uwe Stolzenburg organisiert wurde, über moderne Behandlungsmethoden von Inkontinenz und Impotenz zu informieren.

Im Landeanflug

Am frühen Freitagmorgen lockte das dauerhaft gute Flugwetter rund 80 sportliche Urologinnen und Urologen an den Start des ersten DGU-Kongresslaufs. Knappe fünf Kilometer durch städtisches Grün absolvierten die Läufer für einen guten Zweck: Ihr Startgeld ging an „Die Ärzte für Afrika“ und wurde von Takeda Pharma verdoppelt. Aus sportlicher Sicht machte die Startnummer 2, alias Professor Dr. med. Axel Heidenreich, das Rennen.

Im obligaten Pressegespräch stellte sich Präsident Müller, angesichts des erfolgreichen Kongressverlaufs mit O-Ton „deutlich gefallenem Adrenalinspiegel“, den individuellen Fragen der anwesenden Journalisten, die in die gewünscht lockere Diskussion mündeten.

Der legendäre „rote Teppich“ wurde am Freitagabend ausgerollt, war in Leipzig türkis, und führte die Gäste des Festabends direkt in die eindrucksvolle Glashalle des CCL. Und da war er wieder, der frische und moderne Eindruck von Flug „DGU 2012“: hier unterstrichen von Artistik und Breakdance, veritablen Indoor-Flugkünsten und mutig präsentierten, videounterstützten Preisverleihungen, die ins Ohr gingen und die Preisträger dem Publikum so nahe brachten wie nie. Dass Urologinnen und Urologen gerne und lange tanzen, überraschte am Ende der Nacht höchsten die erschöpfte Live-Band.

„Touchdown“ hieß es am 29. September 2012 pünktlich um 12.00 Uhr im gut besuchten Abschlussforum: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Stefan C. Müller und seine Crew konnten sich über einen beeindruckend guten Flug samt erster Punktlandung in Leipzig freuen. Und wie DGU-Generalsekretär Prof. Dr. med. Oliver Hakenberg in unserer Abschluss-Pressemitteilung verlauten ließ, wird der weltweit drittgrößte Urologen-Kongress gerne erneut in der weltoffenen Handelsstadt tagen.

Wieder gelandet, übergab Professor Dr. med. Dr. h.c. Stefan C. Müller das Amt des Präsidenten für die Amtsperiode 2012/2013 turnusgemäß an den bisherigen DGU-Vize-Präsidenten, Prof. Dr. med. Michael Stöckle, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Damit rückt Prof. Dr. med. Jan Fichtner, Chefarzt der Urologischen Klinik am Klinikum Niederrhein in Oberhausen, zum 1. Vize-Präsidenten der medizinischen Fachgesellschaft auf.

Nach der traditionellen Übergabe der Präsidentschafts-Insignien meldete sich Prof. Dr. med. Michael Stöckle schließlich mit einem mitreißendem Imagefilm „ready for departure“ nach Dresden. Dort gilt es auf dem 65. DGU-Kongress vom 25. bis 28. September 2013, im Sinne des Tagungsmottos „Grenzen überwinden, Zukunft gestalten“.
Text & Fotos: DGU-Pressestelle

Fotos: Bertram Solcher

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