Autor: Redaktion|Veröffentlicht am 04. Januar 2011|Aktualisiert am 24. Mai 2023

DGU-Arbeitskreis Kinderurologie: Neuer Vorsitzender Prof. Dr. Stein setzt auf Zusammenarbeit

Mainz, 15.06.2010. Die Organe, die im ärztlichen Fokus stehen sind die gleichen – Nieren, Blase, Harnröhre, Hoden und Penis. Dennoch ist Kinderurologie keineswegs nur allgemeine Urologie in kleinerem Maßstab. Die meisten urologischen Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen unterscheiden sich. „Wenn wir über urologische Erkrankungen, öfter jedoch Fehlbildungen, bei Kindern reden, dann am häufigsten über Hodenhochstand, Vorhautverengung, vesikorenalen Reflux, aber auch das nächtliche Einnässen und Krampfadern am Hodensack, sog. Varikozelen“, sagt Professor Dr. Raimund Stein. Er ist seit Januar 2010 der neue Vorsitzende des Arbeitskreises Kinderurologie der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU).

Prof. Dr. Stein und sein Team haben neben solch eher „harmlosen“ Fällen in der Urologischen Klinik und Poliklinik Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg Universität Mainz oft mit weit spezielleren und selteneren Erkrankungen und Fehlbildungen zu tun. In der kinderurologischen Abteilung werden auch kleine Patienten mit Diagnosen wie Doppelniere, Megaureter, Harnröhrenklappe und Hypospadie, Tumoren des Urogenitaltraktes und Blasenekstrophie behandelt. Die Blasenekstrophie ist eine der schwersten angeborenen urogenitalen Fehlbildungen, deren Korrektur frühzeitig mit einer komplexen Operation der Blase und der Genitalrekonstruktion erfolgen muss.

Zu den häufigsten Fehlbildungen bei männlichen Neugeborenen gehört die Hypospadie. Hier kommt die Harnröhrenmündung an der Unterseite des Penis zu liegen, in sehr ausgeprägten Fällen befindet sie sich im Dammbereich. Durch eine Operation wird die fehlplatzierte Harnröhrenmündung dahin gebracht, wo sie hingehört, je nach Schweregrad werden hier sogar gelegentlich mehrere Operationen in zeitlichem Abstand von mehreren Monaten erforderlich, zur Rekonstruktion der Harnröhre kann die Verwendung von Mundschleimhaut notwendig sein.

Weil auch andere Fehlbildungen oft nur operativ behoben werden können, ist die Nähe der Kinderurologie zur Kinderchirurgie erklärlich. „Hierzulande ist die Kinderurologie, anders als inzwischen in Amerika, kein selbstständiges Fachgebiet, sondern sie steht im Spannungsfeld zwischen allgemeiner Urologie und Kinderchirurgie. Im Gegensatz zu der früher gelegentlich bestehenden Konkurrenzsituation und Konfrontation streben unsere beiden Fachgebiete heute eine Kooperation an, die auch im Interesse der Patienten liegt“ erläutert Prof. Dr. Stein.    
Aus wissenschaftlicher Sicht hält Prof. Stein die Selbständigkeit als Fachgebiet für angebracht, aber pragmatisch stellt er fest: „Eine eigenständige kinderurologische Klinik hat in Deutschland Probleme mit der Budgetierung. Es gibt nicht so viele Kinder, die urologisch betreut werden müssen.“ Und weil „kleine Einheiten“ teuer sind, sind sie selbst an Universitäten nicht unbedingt erwünscht. Seine Abteilung für Kinderurologie ist in das Budget des Mutterfaches Urologie der Universitätsmedizin in Mainz eingebunden, aber in Forschung und Lehre eigenständig. So werden nach Ansicht von Prof. Dr. Stein technische Ressourcen effizient genutzt, und die Kinderurologie profitiere auch durch den Wissenstransfer mit dem Mutterfach.

Der Arbeitskreis Kinderurologie sieht in der Förderung der Forschung, klinisch wie Grundlagenforschung, eine seiner Aufgaben. „Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern oder den USA ist die Forschung in der Kinderurologie in Deutschland nicht besonders ausgeprägt. Die Möglichkeiten sind limitiert, denn selbst an den Uni-Kliniken steht die Krankenversorgung immer weit im Vordergrund“, so der Professor.

Einige Weichenstellungen seines Vorgängers im Vorsitz des Arbeitskreises will Prof. Dr. Stein intensivieren. Dies gilt besonders für die Zusammenarbeit aller Fachgesellschaften, die mit Kindern zu tun haben – Kinderchirurgen, -onkologen, -radiologen und Kindernephrologen. Früher ging es hier auch schon einmal gegeneinander, bis sein Vorgänger,  Prof. Dr. Joachim W. Thüroff, begann, hier gegenzusteuern, erinnert sich Stein. Prof. Dr. Thüroff ist seit November 2009 neuer Präsident des Urologen-Weltverbandes (Société Internationale d'Urologie/SIU). Die beiden kennen sich gut, denn Thüroff ist Direktor der Urologischen Klinik und Poliklinik der Mainzer Uni.

Weitere Ziele und Aufgaben des Arbeitskreises sieht dessen neuer Vorsitzender darin, Leitlinien neu aufzulegen, die flächendeckend die hohe Qualität der kinderurologischen Arbeit sichern. Dafür wären auch klare Ausbildungskriterien insbesondere für die speziellere Kinderurologie notwendig. Zunächst sollen mithilfe eines Curriculums für Kinderurologen, das derzeit in Abstimmung mit anderen Disziplinen entwickelt wird, Empfehlungen auf breiter Basis ausgesprochen werden. Außerdem soll der Transfer kinderurologischen Wissens zu den niedergelassenen Kollegen durch Fortbildungen noch weiter forciert werden, denn die flächendeckende Versorgung sei auch künftig unverzichtbar. 

Als Ausblick für die Zukunft sieht Prof. Dr. Stein jedoch einige zertifizierte Schwerpunkt-Kliniken oder Kompetenzzentren, die insbesondere auch die gesamte speziellere Kinderurologie abdeckten. Dort könne dann auch entsprechend ausgebildet werden. Über die konkrete Gestaltung werde bereits intensiv diskutiert. Prof. Dr. Stein zuversichtlich: „In drei oder vier Jahren wird es soweit sein.“ (ing)

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